Milētos

[810] Milētos (Milēt), im Altertum berühmte Stadt an der karischen Küste in Kleinasien, am (jetzt zum Binnensee gewordenen) Latmischen Meerbusen, südlich von der Mündung des Mäander, wurde als Kolonie der Jonier unter Neleus, der M. den Kariern entriß, bald eine blühende See- und Handelsstadt, deren Schiffe das ganze Mittelmeer durchsegelten, hauptsächlich aber nach dem Pontus Euxinus fuhren, an dessen Küsten M. über 70 Kolonien anlegte. Ferner ist M. berühmt als die Vaterstadt der Philosophen Thales, Anaximandros und Anaximenes und des Logographen Hekatäos. Mit der Eroberung durch die Perser (494 v. Chr.) begann M.' Blüte zu sinken; Alexander zerstörte sie zum Teil. Jetzt ist durch die Alluvionen des Mäander das Ufer gänzlich verändert. Die Milesier dienten den Alten zur sprichwörtlichen Bezeichnung verkommener Glückskinder. Die Ruinen beim heutigen Palatia werden seit 1899 vom Berliner Museum ausgegraben (Stadtmauern aus drei Epochen, Rathaus, römische Thermen, Wasserleitung, Nymphäum, Gräberstraße). Vgl. Haussoullier, Études sur l'histoire de Milet (Par. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 810.
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