Montausier

[90] Montausier (spr. mongtōsjë), Charles de Sainte-Maure, Herzog von , franz. Diplomat, geb. 6. Okt. 1610, gest. 17. Mai 1690, trat früh in die Armee, zeichnete sich in Italien und in Lothringen aus, ward im Alter von 28 Jahren Maréchal de Camp und, nachdem er 1645 von der reformierten zur katholischen Kirche übergetreten war, Generalleutnant und Gouverneur von Saintonge und Angoumois. Im Kriege der Fronde blieb er dem Hofe treu. 1665 wurde er zum Herzog und Pair, 1668 zum Gouverneur des Dauphins und 1680 zu dessen erstem Kammerherrn ernannt. Unter seiner Aussicht besorgten Bossuet und Huet die Ausgaben der klassischen Schriftsteller in usum Delphini. Er zeichnete sich durch sittliche Strenge und Wahrheitsliebe aus; sein Charakter hatte sogar etwas Finsteres, weshalb er für das Vorbild des Molièreschen Misanthropen gehalten wird. Seine Gemahlin Julie Lucine d'Angennes, Tochter des Marquis von Rambouillet, geb. 1607, gest. 15. Nov. 1671, war wegen ihrer Schönheit und ihres Geistes viel umworben, machte ihr Haus zum Sammelpunkt der berühmtesten Gelehrten, Künstler und Schöngeister und ward 1661 von Ludwig XIV. zur Erzieherin der königlichen Prinzen und Prinzessinnen ernannt. Vgl. A. Roux, M., sa vie et son temps (Par. 1860).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 90.
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