[350] Myxobakterĭen, kolonienbildende Spaltpilze mit Arbeitsteilung; sie stellen eine Stufe der Ausbildung dar, wie sie bei Protozoen, grünen Algen, Schleimpilzen, Cölenteraten häufig auftritt und den höhern Formen ihren Charakter gibt. Die M. besitzen auffallende Ähnlichkeit mit den Myxomyzeten (Schleimpilzen). Im Lebenslauf einer jeden Kolonie lassen sich zwei ziemlich streng geschiedene Phasen unterscheiden, eine rein vegetative, während deren eine Art Plasmodium, wie bei den Schleimpilzen, gebildet wird, und eine der Fortpflanzung gewidmete Phase, in der sehr eigentümliche, für die Verbreitung durch den Wind bestimmte Dauerzustände hergestellt werden. Während aber bei den Myxomyzeten das Plasmodium aus lebendem Plasma besteht, wird es bei den M. aus einem Schleim zusammengesetzt, der von den darin eingebetteten Bakterien abgesondert wird, während dort die ganze Masse in Strömung begriffen ist, wird sie hier passiv durch Krümmungen der Bakterien (Fig. D) oder Absonderung neuer Gallerte fortbewegt.[350]
Die M. vermehren sich wie Bakterien durch Zweiteilung und vergrößern dadurch die Kolonie. Am Rande des gewöhnlich rötlichen Schleims sieht man sie besonders zahlreich, ganz wie bei den Zooglöen vieler Bakterien. Wenn die Kolonie groß genug ist, beginnt die Fruchtbildung. An einer bestimmten Stelle des Schleims sammeln sich die Individuen und häufen sich durch eigentümliche Bewegungen übereinander.
Bei den einfachsten Formen umgibt sich die zusammengeballte Menge der Bakterien mit einer festern Hülle, in der Gestalt einer Kapsel, von denen mehrere vereinigt wieder mit Schleim umgeben sind. Bei höher ausgebildeten Arten wird erst ein Stiel gebildet und oben an dessen Spitze eine Anzahl solcher Kapseln (Cysten) abgeschnürt; diese werden dann wie bei vielen Schimmelpilzen leicht abgelöst und vom Wind entführt. In jeder Kapsel stecken zahlreiche Bakterien. In Fig. A-D ist die schönste Art, Chondromyces apiculatus, abgebildet. Wenn eine Cyste (C) keimt (Fig. B), so strömt der Schleim aus den beiderseitigen Öffnungen heraus, die Einzelwesen strecken sich wieder und vermehren sich durch Zweiteilung. Die Cyste selbst bleibt als leere Hülle liegen. Einige Arten bilden Sporen. Manche von diesen zu einer Gattung Myxococcus vereinigten Formen erheben sich in bezug auf die morphologische Ausbildung kaum über die gewöhnlichen Bakterien. Der Schleim wölbt sich zur Zeit der Fruktifikation etwas empor, und die darin liegenden Stäbchen runden sich ab und werden kugelige Sporen. Bei trocknem Wetter zerbröckelt der Schleim, und die Sporen werden abgelöst, genau so wie die in Schleimhäufchen eingebetteten Bakterien oder Kokken eines Spaltpilzes. Bei andern Arten aber liegen auch die Sporen noch in einer Cyste, die auf erhöhten Trägern oder wenigstens Schleimhügeln gebildet werden. Bei der Keimung tritt aus jeder Spore ein Stäbchen und läßt die Wandung zurück.