Nasiräer

[434] Nasiräer (Nasir, hebr., »Geweihter«, bei Luther »Verlobter« Gottes), bei den alten Israeliten eine Art von Asketen, die sich durch freiwilliges Gelübde alles dessen, was vom Weinstock kam, sowie jedes berauschenden Getränks enthielten, die Verunreinigung durch Berührung von Leichen etc. vermieden und das Haupthaar nie scheren ließen (vgl. 4. Mos. 6, 1–21, und den talmudischen Traktat »Nasir«). Dieses Gelübde, das Nasiräat, das ursprünglich und vorwiegend von Männern wie nach späterm Gesetz auch von Frauen übernommen werden konnte und durch überstandene Krankheiten, glücklich vollendete gefahrvolle Reisen etc. veranlaßt zu werden pflegte, dauerte entweder auf Lebenszeit, wie bei Simson, Samuel, Johannes dem Täufer, oder auf mindestens 30 Tage. Das zeitweilige Nasiräat fand seine Lösung durch Darbringung eines bestimmten Opfers.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 434.
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