[455] Naturdichter, Bezeichnung solcher Dichter, die, ohne höhere Bildung genossen zu haben, bloß von ihrem natürlichen Gefühl geleitet, sich poetisch aussprechen. Der vorwaltende Charakter dieser Naturpoesie ist heiter und gemütlich, und ihr Inhalt pflegt selten über die Gegenstände des gewöhnlichen Lebens hinauszugehen; aber diese werden in einfacher Natürlichkeit aufgefaßt und dargestellt, weshalb N. nicht mit schlecht gebildeten Dilettanten zu verwechseln sind. Als N. sind besonders zu nennen: unter den Deutschen der Nürnberger Flaschnermeister Grübel, in neuerer Zeit Johanna Ambrosius, unter den Franzosen der Friseur Jasmin, der Müller Basselin, der Bäckermeister Jean Reboul, unter den Schotten Robert Burns und James Hogg. Nicht selten verraten aber auch die N. die Einflüsse der literarischen Tradition, nur daß ihnen diese durch abgeleitete Quellen vermittelt werden.