[463] Nauclerus, Johannes (deutsch Vergenhans), Geschichtschreiber, geb. um 1430, gest. 1510, Geistlicher und Erzieher des Grafen Eberhard von Württemberg, wurde Lehrer des kanonischen Rechtes an der 1477 neugegründeten Universität Tübingen und schrieb auf Veranlassung des Kaisers Maximilian I. eine lateinische, nach Generationen eingeteilte, bis 1500 reichende Chronik (»Memorabilium omnis aetatis et omnium gentium chronici commentarii«), die aber, obwohl im engern Kreis bekannt, erst 1516 von andern vervollständigt, und dann bis 1675 noch achtmal[463] im Druck erschien. Das Werk galt den Zeitgenossen als große literarische Leistung und wurde als »das große Buch von Tübingen« noch lange geschätzt. N. wollte wirklich die ganze Weltgeschichte umspannen und, da er auch heute verloren gegangene Quellen benutzt hat, ist seine Arbeit, abgesehen von dem literarischen Interesse, auch sachlich von Wert. Vgl. E. Joachim, Joh. N. und seine Chronik (Götting. 1874).