Observatorĭum

[880] Observatorĭum (lat.), Anstalt zur Anstellung astronomischer, physikalischer oder meteorologischer Beobachtungen, namentlich aber eine Sternwarte. – In der Armee sind Observatorien Beobachtungswarten. Sie finden im Feld- und namentlich im Festungskrieg auf seiten des Angreifers wie auf der des Verteidigers Anwendung. Auf Aussichtspunkten eingerichtet, mit besonders unterrichteten Offizieren besetzt und mit Fernrohren und Planmaterial ausgestattet, dienen sie zur Beobachtung der eignen Feuerwirkung sowie der Maßnahmen des Gegners. Zur raschen Übermittelung der Beobachtungsergebnisse führen von ihnen zu den Batterien, dem Standpunkt des höhern Führers etc. Fernsprechleitungen; Ersatz dieser für den Fall des Versagens ist vorgesehen durch Sehzeichen (Winkerflaggen [s. d.] u.dgl.), Meldungsüberbringer zu Pferd und zu Fuß. In der deutschen Armee führt die schwere Artillerie Beobachtungswagen mit ausziehbaren Beobachtungsleitern; das gleiche ist in den meisten übrigen Armeen der Fall. Der in der russischen Armee eingeführte Observationsturm (System Wildgrube) ist 25 m hoch und kann in 15 Minuten aufgebaut, in 10 Minuten abgebrochen werden; unter sehr günstigen Verhältnissen soll von ihm aus bis auf 15 km Entfernung beobachtet werden können. In der österreichischungarischen Armee wird die Observation im Feld- und Festungskriege durch Fesselballons bewerkstelligt, die bei marschierenden Truppen hinter der Vorhutartillerie Einteilung finden, je einen Infanteriezug als Bedeckung, Meldereiter nach Bedarf erhalten, bei Gefechtsbeginn 600–800 m, später 400 m hoch stehen und Meldungen in Hülsen herablassen oder elektrisch befördern. Die erste Ballonfüllung ist acht Tage dienstfähig und wird aus den sechs Gaswagen der Feldballonabteilung (5 Offiziere, 48 Mann) ergänzt. In festen Plätzen besorgen Festungsballonabteilungen den Observationsdienst.[880]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 880-881.
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