Orenburg [2]

[110] Orenburg, Hauptstadt des gleichnamigen russ. Gouvernements (s. oben), Knotenpunkt der Eisenbahnen Samara-O. und O.-Taschkent, besteht aus der eigentlichen Stadt am rechten hohen Ufer des Urals und dem festungsartig angelegten Tauschhof, der die Karawanen beherbergt, am andern Ufer. Sie hat breite, regelmäßige Straßen, einen großen Marktplatz, 34 griechisch-orthodoxe Kirchen und 3 Klöster, eine lutherische und eine römisch-kath. Kirche, 7 Moscheen, 2 jüdische Bethäuser, ein Theater, einen Stadtgarten, 2 Banken, ein Gymnasium, eine Realschule, eine Kosakenjunkerschule, 2 Kadettenkorps, ein Mädchengymnasium und -Institut, ein geistliches Seminar, ein Kirgisenlehrerseminar und (1897) 65,906 Einw. O. ist der Sitz des Hetmans der Orenburgischen Kosaken, der gleichzeitig Gouverneur ist, eines Lehrbezirks und eines griechisch-orthodoxen Bischofs. – O., 1735 auf der Stelle des jetzigen Orsk am Or (woher der Name) als Grenzfestung angelegt, wurde 1740 zuerst 190 km weiter nach den Roten Bergen zu (jetzt Krassnogorsk) und von da 1743 des ungesunden Klimas wegen auf den jetzigen Standpunkt verlegt. Nachdem sich die Stadt 1773 sechs Monate lang gegen die Belagerung durch Pugatschew tapfer verteidigt hatte, wurde sie zur Gouvernementsstadt erhoben, welche Bestimmung sie, nachdem sie von 1802 an Kreisstadt im Gouvernement gewesen, 1865 wieder erhielt. Mit der Erweiterung der russischen Grenzen nach Zentralasien hin (seit 1862) verlor O. als Festung jede Bedeutung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 110.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika