[488] Passivität (lat.), Zustand des Leidens, der Untätigkeit; sodann nach Schönbein (1836) der Zustand einiger Metalle, in dem sie die Eigenschaft, von verdünnter Salpetersäure angegriffen zu werden, verloren haben. Eisen wird von Salpetersäure, deren spezifisches Gewicht unter 1,85 liegt, lebhaft angegriffen, während es nach der Einwirkung stärkerer Salpetersäure der schwächern Salpetersäure widersteht. Ungeglühter Eisendraht wird von schwächerer Salpetersäure auch dann nicht angegriffen, wenn er außerhalb der Flüssigkeit mit passivem Eisen in Verbindung steht. Der geschützte Draht wird selbst dann nicht von der Säure angegriffen, wenn man den passiven Eisendraht wieder entfernt; er ist selbst passiv geworden und kann einen andern Eisendraht schützen. Eisen wird passiv, wenn man es als +Pol einer Voltaschen Säule in Salpetersäure bringt, in die bereits der negative Platinpol der Säule getaucht worden war. Taucht man aber den positiven eisernen Poldraht vor dem negativen Poldraht in die verdünnte Säure, so wird er angegriffen, während er unter allen Umständen passiv wird, wenn man statt der Säuren Lösungen von Alkalien oder völlig neutralen Salzen anwendet. Hierauf gründet sich die Konstruktion von Voltametern aus Platten von Eisenblech, die in Kalilauge eintauchen. Man kann auch die Platinplatte der Groveschen oder den Kohlenzylinder der Bunsenschen Säule durch Eisen ersetzen, wenn dieses in sehr konzentrierter Salpetersäure steht, und bei Elektrolysen kann man Passiveisenanoden statt Platinanoden benutzen. Wismut, Kupfer und Zinn zeigen in viel schwächerm Grad ähnliche P. Die P. des Eisens hat ihre Ursache wahrscheinlich in einer dünnen Oxydschicht, die das Eisen vor dem Angriff der Säure schützt und in ähnlicher Weise elektromotorisch wirkt wie eine Bleisuperoxydschicht, die eine Platinplatte überzieht. Durch Abfeilen, Glühen in Wasserstoff etc. verliert das Eisen die P.