[594] Perlenstickerei, eine Stickerei, die schon seit dem 9. Jahrh. in sizilischen Kirchenausstattungen und Gewändern aus den Werkstätten von Palermo nachweisbar ist, darin die echten Perlen auf gewebten Goldstoffen neben Edelsteinen teilweise in Gold gefaßt oder auch durchbohrt und durch zarte Fäden verbunden vorkommen. Ein Hauptstück späterer Zeit ist erhalten in dem zu Wien aufbewahrten Krönungsmantel, der zu den Kleinodien des ehemaligen heiligen römischen Reiches deutscher Nation gehört und 1133 in Palermo gefertigt wurde. Im gotischen Zeitalter tritt das Besticken der Grundstoffe mit Perlen, Edelsteinen und Schmelzplättchen allmählich zurück, doch kommt es noch vor, daß der Körper einer ganzen biblischen Figur mit Perlen bedeckt ist; bisweilen sind auch Perlen zu Knoten vereinigt, die dann wie hängende Trauben wirken. Schon im Mittelalter erscheinen künstliche Perlen aus Glas und diese verbreiteten sich mit der nun immer spärlichern Anwendung in den Kunststickereien der Renaissance, wo die Applikationsarbeit andrer Art in Aufnahme kam, bis ihre Nutzbarmachung sich im 18. Jahrh. zur selbständigen P. ausbildete und später mit der Technik der Stickerei und Häkelei sich vereinigte, d.h. die Fäden nahmen nach abgepaßter Zeichnung kleine Perlen auf, die zwischen den Maschen als Muster von Taschen und kleinen Gebrauchsgegenständen galten. Die sich immerfort steigernde venezianische Glasperlindustrie führte im 19. Jahrh. zur unkünstlerischen Bildstickerei auf Kanevas in bunten Perlen. Ornamental und stilgerecht ist die P. im Orient geblieben: hervorzuheben sind die mosaikartig wirkenden aufgereihten Perlen in Stickereien auf Samt, Goldstoff oder Zinnfolie aus Indien, ferner haben sich ungewöhnlich schöne Beispiele solcher Arbeiten bei den Naturvölkern erhalten. Vgl. Dreger, Künstlerische Entwickelung der Weberei und Stickerei (Wien 1904).