Pesty

[648] Pesty (spr. peschtj), Friedrich, ungar. Historiker, geb. 3. März 1823 in Temesvar, gest. 23. Nov. 1889 in Budapest, mußte nach dem 1848er Freiheitskampf in die Verbannung nach Widin gehen, kehrte 1850 zurück und wurde (nach einer mißverständlichen Verhaftung in Mehadia) Sekretär der eben gebildeten Handels- und Gewerbekammer in Temesvar. Bestrebt, nationalen Geist zu verbreiten, begründete er im Banat 1858 das erste ungarische Blatt: »Delejtü« (»Magnetnadel«), wurde 1860 wegen Preßvergehens auf der Festung Josephstadt bis zum Erlaß des Oktoberdiploms gefangen gehalten und siedelte als Reichstagsabgeordneter (1861) nach Budapest über. Hier begründete er mit andern 1867 die Ungarische Historische Gesellschaft, durchforschte eine Menge Archive und verfaßte 170 historische Arbeiten. Von den bedeutendern (in ungarischer Sprache erschienenen) seien erwähnt: »Geschichte der gerichtlichen Zweikämpfe in Ungarn« (1867); »Nichtberechtigung der Bezeichnung des Temeser Banates« (1868); »Die Besitzverhältnisse des serbischen Despoten Georg Brankovics in Ungarn« (1877); »Geschichte des Szörényer Banats und des Szörényer Komitats. Die Szörényer Banuswürde« (3 Bde.); »Die verschwundenen Komitate« (1880, 2 Bde.); »Geschichte der Burggespanschaften« (1882); »Monographie des Krassóer Komitats« (4 Bde.). Auch sammelte er Stoff zur Geschichte des Temescher Komitats (hrsg. durch Ortvay). Von seiner Schrift: »Ungarns Ortsnamen« wurde nur der erste Band (1888) veröffentlicht. In deutscher Sprache erschien: »Die Entstehung Kroatiens« (Budapest 1882), dazu als Ergänzung (ungarisch): »Hundert politische und geschichtliche Briefe über Kroatien« (1885). Vgl. die Denkrede von Th. Ortvay (Budapester Akademie).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 648.
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