Polymastīe

[126] Polymastīe (Hypermastie, griech., »Viel- oder Überbrüstigkeit«), das Vorkommen von überzähligen Milchdrüsen bei Menschen und Tieren. Bei Polytheile (Hypertheile) sind nur überzählige Brustwarzen (Mamillen) ohne zugehöriges Milchdrüsengewebe vorhanden. Am häufigsten sitzen die überzähligen (akzessorischen) Brüste, resp. Brustwarzen auf der Vorderseite des Brustkorbes, doch kommen sie auch auf dem Rücken, der Schulter, in der Achselhöhle und in der Leistengegend vor. In einem Falle saß die überzählige Brust der Außenfläche des Oberschenkels an; die betreffende Frau bot diese »Schenkelbrust« 21/2 Jahre hindurch ihrem Sohn zum Säugen. In Thüringen waren bis zu 14 Proz., in der Rheinpfalz bis 23,3 Proz. der Rekruten mit Polytheile behaftet. In weitaus den meisten Fällen liegen die überzähligen Warzen an der Vorderseite des Körpers auf zwei symmetrisch verlaufenden, nach unten konvergierenden Linien, wie bei niedern mehrbrüstigen Säugetieren, und man muß annehmen, daß die Vorfahren[126] des Menschen einst zahlreiche Milchdrüsen besessen haben, von denen normalerweise nur noch zwei, als Rückschlagbildungen aber gelegentlich auch eine größere Anzahl sich erhalten haben. Die allmähliche Rückbildung der Drüsen in der Bauch- und Leistengegend zugunsten des Brustdrüsenpaares beginnt schon bei den Halbaffen, die meist nur ein Paar Junge zur Welt bringen. Neuerdings ist wahrscheinlich geworden, daß P. an menschlichen Embryonen die Regel ist. Die P. der Erwachsenen ist dann als abnorme Erhaltung und Weiterentwickelung einiger im spätern Embryonalleben normalerweise zugrunde gehender Organe aufzufassen. Erblichkeit der P. ist in einigen Fällen nachweisbar.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 126-127.
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