Psoasabszeß

[422] Psoasabszeß (griech.-lat.), Vereiterung des Lendenmuskels (musculus psoas), der, von der Seite des 12. Brustwirbels und der vier obersten Lendenwirbel entspringend, durch das Becken herabsteigt und sich am kleinen Rollhügel des Oberschenkelbeins ansetzt. Der P. ist ein Kongestionsabszeß, der wohl zuweilen dadurch entsteht, daß beim Heben schwerer Lasten bei nach hinten gebeugtem Körper Fasern zerreißen und nun Eiterung im Muskel eintritt. Zuweilen entsteht der P. nach Typhus oder im Anschluß an eine Parametritis, am häufigsten entwickelt bei Wirbelvereiterung, oder es steigt Eiter aus der Pleurahöhle in der Scheide des Lendenmuskels herab. In diesem Falle kann der P. am Oberschenkel unter der Haut sichtbar werden, und dann ist ein operativer Eingriff notwendig und Heilung möglich. Der Kranke sucht, um sich Schmerzen zu ersparen, den erkrankten Muskel zu entlasten, er zieht das Bein an und rollt es nach außen. Dies in Verbindung mit den Eiterfiebertemperaturen und den nicht ausbleibenden Schüttelfrösten kann zur Diagnose führen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 422.
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