Pyrrhon

[485] Pyrrhon, griech. Philosoph, Stifter der ältern skeptischen Schule, geb. um 376 v. Chr. zu Elis im Peloponnes, gest. etwa 270, Schüler des Demokriteers Anaxarchos von Abdera, den er im Gefolge Alexanders d. Gr. bis nach Indien begleitete. Schriftliches hat er nicht hinterlassen, und er scheint sich darauf beschränkt zu haben, mündlich seinen Schülern zu entwickeln, daß in spekulativer Hinsicht die Dinge unbegreiflich oder unerkennbar seien, indem er jede dogmatische Philosophie mittels einander entgegenstehender Gründe bestritt und hieraus die Ungewißheit aller menschlichen Erkenntnis herleitete. Somit betrachtete er die Zurückhaltung des Urteils als diejenige Gemütsstimmung, die dem Weisen in bezug auf die Theorie allein gezieme, drang in praktischer Hinsicht aber auf eine gewisse Unempfindlichkeit des sinnlichen Gefühls, erkannte jedoch den unbedingten Wert der Tugend als höchsten Gutes an. Seine Schüler, unter denen Timon aus Phlius uns namentlich die Lehren des Meisters überliefert hat, wurden Pyrrhoneer, auch Skeptiker genannt (s. Skeptizismus). Vgl. R. Richter, Der Skeptizismus in der Philosophie, Bd. 1 (Leipz. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 485.
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