Quintiliānus

[527] Quintiliānus, Marcus Fabius, röm. Rhetor, um 35–100 n. Chr., aus Calagurris in Spanien. In Rom zum Redner gebildet, kehrte er in sein Vaterland zurück, ließ sich aber 68 bleibend in Rom nieder und erwarb sich hier in 20jähriger Tätigkeit als gerichtlicher Redner, besonders aber als erster öffentlicher und vom Staat besoldeter Lehrer der Beredsamkeit großen Ruf. Domitian machte ihn zum Erzieher[527] der Enkel seiner Schwester Domitilla und verlieh ihm die konsularischen Abzeichen. In seine spätere Lebenszeit fällt sein Hauptwerk, die »Institutio oratoria«, eine in glänzendem Latein geschriebene Anleitung zur gesamten Ausbildung des Redners von Jugend an in zwölf Büchern, von denen das 10., eine Kritik der griechischen und römischen Literatur vom Standpunkte der Nutzbarkeit für rednerische Zwecke, besonders wertvoll und daher mehrfach besonders herausgegeben ist (von Bonnell-Meister, 5. Aufl., Berl. 1882; Krüger, 3. Aufl., Leipz. 1888; Halm, das. 1869). Vorbild und Hauptquelle ist für Q. Cicero, dessen klassische Ausdrucksweise er gegenüber dem verdorbenen Zeitgeschmack mit Erfolg anstrebt. Gesamtausgaben von Spalding-Zumpt (Leipz. 1798–1829, 5 Bde.; dazu als 6. Bd. »Lexicon Quintilianeum« von Bonnell, das. 1834); kritische Hauptausgabe von Halm (das. 1868–69, 2 Bde.); Text von Meister (das. 1886 bis 1887, 2 Bde.). Übersetzungen von Boßler-Baur (Stuttg. 1864) und Bender (2. Aufl., Berl. 1890). – Den Namen des Q. tragen noch zwei Sammlungen von Declamationes, eine aus 19 größern Schulreden bestehend (hrsg. von Lehnert, Leipz. 1905), die andre 145 bald mehr, bald weniger ausgeführte Entwürfe enthaltend (letztere hrsg. von Ritter, das. 1884; Gesamtausgabe von Gronov, Leiden 1665). Vgl. Ritter, Die Quintilianischen Deklamationen (Freiburg 1881).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 527-528.
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