[770] Quintilianus (Quinctilianus), Marcus Fabius, geb. um 40 n.Chr. zu Calagurris in Spanien, studirte in Rom die Redekunst, kehrte um 50 in sein Vaterland zurück u. blieb hier, bis ihn Galba im Jahre 68 wieder nach Rom berief, wo er sich theils mit sachwalterischer Praxis, theils mit Unterrichten in der Rhetorik beschäftigte; namentlich als Lehrer gelangte er zu hohem Ruhme, stiftete auch eine öffentliche Schule u. erhielt zuerst eine Besoldung aus der Staatskasse; um 91 trat er von der öffentlichen Wirksamkeit zurück, erhielt unter Domitian die Consularwürde u. starb vor 118. Von seinen zahlreichen Schriften hat sich erhalten das Hauptwerk De institutione oratoria (Lehrbuch der Rhetorik) in 12 Büchern, welches bis in das Mittelalter herab vielfach benutzt wurde; die erste vollständige Handschrift fand Pogge 1417 in St. Gallen, herausgegeben zuerst von Campanus, Rom 1470, dann von P. Burmann, Leyden 1720, 2 Bde., von Capperonier, Par. 1725, von I. M. Gesner, Gött. 1738, von Spalding (vollendet von Buttmann u. Zumpt), Lpz. 17981829, 5 Bde., wozu Bonnell Lexicon Quinctilianeum, Lpz. 1834, schrieb; Handausgaben von Wolff, Lpz. 181621, 2 Bde., Gernhard, Lpz. 1830, 2 Bde., Bonnell, ebd. 1854, 2 Bde. Bes. wichtig ist das 10. Buch, in welchem er schätzbare Beiträge zur Literaturgeschichte durch Charakterisirung der besten griechischen u. römischen Schriftsteller gibt, es ist einzeln herausgegeben von Frotscher, Lpz. 1826, Eichhoff, Gieß. 1830, Herzog, Lpz. 1830, Augusti, Helmst. 1831, Herbst, Halle 1834, Bonnell, Lpz. 1851, deutsch von Reuscher, Lpz. 1822, u. Herzog, ebd. 1829; das ganze Werk deutsch von Hanke als Lehrbuch der schönen Wissenschaften in Prosa, Helmst. 177577, 3 Bde. Außerdem legt man dem Q. fälschlich 19 größere u. 145 kleinere Declamationes (Schul- od. Übungsreden) bei, herausgegeben von Heumann, Gött. 1719; Burmann 1720, Schulze, Lpz. 1788, so wie ihn auch Einige für den Verfasser des sonst dem Tacitus (s.d.) beigelegten Dialogus de oratoribus halten.