Rüster

[332] Rüster (Ulme, Ulmus L., hierzu Tafel »Rüster I u. II«), Gattung der Ulmazeen, Bäume mit abwechselnden, zweireihigen, ungleichseitigen, fiedernervigen, gesägten, kurzgestielten, meist sehr rauhen Blättern, vor den letztern erscheinenden, in Büscheln stehenden, zwitterigen Blüten und ringsum geflügelten, einsamigen Früchten. Etwa 16 Arten in den gemäßigten Regionen der nördlichen Halbkugel, auch in den Gebirgen des tropischen Asien. Die Feldrüster (U. campestris L., s. Tafel »Rüster« und Tafel »Laubbäume im Winter II« beim Artikel »Baum«), ein Baum mit breitelliptisch eiförmigen, in eine schlanke Spitze ausgezogenen, am Grund schief herzförmigen, doppelt gesägten, rauhen Blättern, sehr kurzgestielten Blüten in dichten Knäueln und am Rande kahlen Flügelfrüchten. Das Holz ist blaß fleischrot mit braunem oder braunrotem Kern und ziemlich breitem, gelbweißem Splint; es ist grob, aber ziemlich glänzend, hart, spaltet schwer, aber glatt und ist an der Luft und unter Wasser dauerhaft. Die Feldrüster steigt im Gebirge bis 800 m und verbreitet sich von Nordafrika durch Europa bis Sibirien und Kleinasien. Sie erreicht eine Höhe von mehr als 30 m und ein Alter von mehreren hundert Jahren. Man kultiviert sie in zahlreichen Varietäten. An manchen Rüstern bemerkt man an den Zweigen stark hervortretende Korkflügel (Korkrüster, U. suberosa Ehrh.). Die Waldrüster (Bergrüster, U. scabra Mill.), in Europa und Nordasien bis zum Amur, mit größern, rundlichen, zugespitzten, am Grunde breit geöhrten, doppelt gesägten, auf der Oberfläche oft steifhaarigen, unterseits zuerst weich haarigen Blättern. Von Formen dieser Art sind in neuester Zeit die meisten Anpflanzungen gemacht worden. Die Flatterrüster (Bastrüster, U. pedunculata Fougeroux, U. effusa Willd., s. Tafel), 10–30 m hoher Baum, mit sehr ungleichseitigen, meist elliptischen, spitzen, oberseits unbehaarten, unterseits[332] kurzhaarigen Blättern, langgestielten Blüten und Früchten mit bewimpertem Rand, wächst in Europa bis zum Ural und im nördlichen Orient und ist als Waldbaum besonders heimisch in den Rhein-, Donau- und Elbniederungen, vorzüglich im Flachland. Die Ulmen gehören zu den schönsten Zierbäumen und wachsen unter günstigen Verhältnissen sehr rasch. Sie waren schon im Altertum, besonders bei den Römern, beliebt; man benutzte sie namentlich, um den Weinstock daran emporranken zu lassen. Das Holz wird von Wagnern, Drechslern, Maschinen- und Mühlenbauern und von Instrumentenmachern sehr geschätzt und das Korkrüsterholz ziemlich allgemein weit vorgezogen; besonders wertvoll ist die Ulmenmaser (zu Gewehrschäften, Ulmer Pfeifenköpfen). An Brennwert wird es der Eiche gleichgestellt; Rüsterbast ist seiner und gefügiger als Lindenbast. Das Laub ist gutes Schaf- und Rindviehfutter. Die innere Ulmenrinde wird als adstringierendes Mittel, zum Gerben und Gelbfärben, im nördlichen Norwegen auch als Zusatz zum Brot verwendet. Man benutzt Rüstern als Mischholz im Hochwald und als Oberholz im Mittelwald. Sie schlägt lebhaft vom Stock aus, treibt auch Wurzelbrut und ist deshalb auch im Niederwald wohl verwendbar. Sie verträgt das Verpflanzen bis zur Heisterstärke leicht. Auch durch Absenker (Ableger) läßt sie sich leicht verjüngen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 332-333.
Lizenz:
Faksimiles:
332 | 333
Kategorien: