Reimser Evangelienbuch

[755] Reimser Evangelienbuch, alte Pergamenthandschrift der Evangelien in kirchenslawischer Übersetzung (teils in cyrillischer, teils in glagolitischer Schrift), die seit 1574 in der Kathedrale von Reims als ein Geschenk des Kardinals Karl von Lothringen aufbewahrt wurde und daselbst als vermeintlich orientalische Handschrift bei der Krönung der französischen Könige eine Rolle spielte, insofern diese den Eid auf sie ablegen mußten. Erst Peter d. Gr. erkannte bei seiner Anwesenheit in Reims 1717 das Werk als slawisches Schriftstück. In der französischen Revolution wurde der prächtige, mit Edelsteinen geschmückte Band zerstört und seiner Kostbarkeiten beraubt; die noch vorhandenen Bruchstücke befinden sich jetzt auf der Stadtbibliothek in Reims und wurden von Silvestre faksimiliert und mit einer historischen Einleitung von Kopitar herausgegeben (Par. 1843). Hiernach stammt die Handschrift aus dem 1347 gegründeten Emauskloster in Prag, fiel in der Folge den Hussiten in die Hände und gelangte schließlich nach Konstantinopel, wo sie Karl von Lothringen käuflich erwarb. Eine vortreffliche neue Ausgabe in Heliogravüre (mit Einleitung etc.) veranstaltete L. Leger (Par. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 755.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika