Rollett

[68] Rollett, Hermann, Dichter und Kunstschriftsteller, geb. 20. Aug. 1819 in Baden bei Wien, gest. daselbst 30. Mai 1904, studierte in Wien und gab dort 1842 eine Sammlung »Liederkränze« heraus. Der politischen Poesie jener Zeit sich anschließend, ließ er Gedichte: »Frühlingsboten aus Österreich« (Jena 1845, 2. Aufl. 1849), erscheinen, verließ aber zugleich Österreich, um den Folgen des der heimischen Zensur entzogenen, vielgelesenen Buches zu entgehen, lebte in verschiedenen deutschen Städten, bis er 1848 in Jena auf preußische Requisition in politische Untersuchung gezogen wurde. Aus verschiedenen Kleinstaaten ausgewiesen, wandte er sich 1851 nach der Schweiz; von hier kehrte er endlich im Dezember 1854 in die Heimat zurück, wo er seit 1876 als Archivar seiner Vaterstadt wirkte. Von. seinen fernern poetischen Schriften erwähnen wir: »Wanderbuch eines Wiener Poeten« (Frankf. 1846); »Frische Lieder« (Ulm 1848, 2. Aufl. 1855); »Ein Waldmärchen aus unsrer Zeit« (Leipz. 1848); »Republikanisches Liederbuch« (das. 1848); »Dramatische Dichtungen« (das. 1851, 3 Bde., darin das Volksdrama »Thomas Münzer«); »Jucunde«, Roman (2. Aufl., das. 1854); »Heldenbilder und Sagen« (St. Gallen 1854); »Gedichte«, Auswahl (Leipz. 1865, 2. Aufl. 1866); »Offenbarungen«, Ghaselen (2. Aufl., Wien 1870); »Erzählende Dichtungen« (Leipz. 1872, in Reclams Universal-Bibliothek). Außerdem veröffentlichte er die kunstgeschichtlichen Werke: »Die drei Meister der Gemmoglyptik: Antonio, Giovanni und Luigi Pichler« (Wien 1874), »Die Goethe-Bildnisse, biographisch-kunstgeschichtlich dargestellt« (das. 1883), ferner »Beiträge zur Chronik der Stadt Baden bei Wien« (Baden 1880), »Badener Neujahrsblätter 1885« (das. 1885) und »Beethoven in Baden« (2. Aufl., Wien 1902) sowie seine Lebensgeschichte u. d. T.: »Begegnungen. Erinnerungsblätter (1819–1899)« (das. 1903). Vgl. L. Katscher, H. Rolletts Leben und Werke (Wien 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 68.
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