Samain

[509] Samain (spr. ßamäng), Albert, franz. Dichter, geb. 3. April 1858 in Lille, gest. 18. Aug. 1900 in Magnyles-Hameaux (Seine-et-Oise), war der Sohn eines Weinhändlers, dessen früher Tod ihn nötigte, die gelehrten Studien abzubrechen und 1872 als Laufbursche in ein Bankgeschäft einzutreten. Er arbeitete sich zum Handlungskommis empor und errang als solcher 1880 eine Anstellung in Paris, die er 1883 mit einer bescheidenen Beamtung im Stadthaus vertauschte, um mehr Freiheit für literarische Arbeiten zu gewinnen. Nach einigen Versuchen in kleinen Zeitschriften der flandrischen Heimat gelang es S., im »Chat-Noir« Zutritt zu finden, der 1884 sein Gedicht »Tsilla« veröffentlichte, obschon es zu sehr an Lamartine erinnerte. Nach längerm Schweigen trat S. erst seit 1890 im »Mercure de France«, an dessen Gründung durch seinen Freund Vallette er teilnahm, mit den durch Formschönheit und Gemütstiefe ausgezeichneten[509] Gedichten hervor, die er in »Le Jardin de l'Infante« (1894) vereinigte. Der Dichter Coppée schrieb darüber, ohne S. persönlich zu kennen, einen begeisterten Artikel im »Journal«, den er auch dem Bande »Mon franc parler« (1894) einverleibte, und damit war Samains Name gemacht. »Aux flancs du vase« (1898) und die nach dem Tod erschienenen Gedichte »Le Chariot d'Or« (1901) bestätigten die Meisterschaft des Dichters. Sein vollendetstes Werk ist aber wohl das Versdrama »Polyphème«, das 1901 einer zweiten Ausgabe von »Aux flancs du vase« beigegeben wurde, 1904 in der Darstellung des Œuvre großen Beifall fand und 1907 in die Comédie Française überging. In Prosa schrieb S. vier feinsinnige Novellen, die als »Contes« (1902) erschienen. Vgl. Bocquet, Albert S., sa vie, son œuvre (Par. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 509-510.
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