[816] France (spr. frāngß'), Jacques Anatole, franz. Dichter und Schriftsteller, geb. 16. April 1844 in Paris als Sohn eines Antiquars, der bereits seinen wahren Namen Thibault durch F. ersetzte, erhielt seine Bildung im College Stanislas und widmete sich dann literarischen Arbeiten. Nachdem er mit der biographischen Studie »Alfred de Vigny« (1868) begonnen, veröffentlichte er 1873 seine ersten Gedichte: »Poèmes dorés«, und diese sowohl als das an Goethes »Braut von Korinth« sich anlehnende Versdrama »Les noces corinthiennes« (1876) fanden besonders wegen ihrer Formvollendung Beachtung. In »Iocaste et le chat maigre« (1879) betrat F., der inzwischen Bibliothekar des Senats und Mitarbeiter des »Temps«[816] geworden war, mit noch zweifelhaftem Glück den Boden der humoristischen Erzählung; aber bald ward ihm mit »Le crime de Sylvestre Bonnard« und »La bûche de Noël« (1881), auf die »Les désirs de Jean Servien« folgte, ein durchschlagender Erfolg zuteil. Der Grundzug von F. ist ein an Renan erinnernder wohlwollender Skeptizismus, der jedoch weder die fortschrittlichen Bestrebungen, noch die klassische Strenge des Stils ausschließt. Zu erwähnen sind ferner: »Le livre de mon ami« (1885); »Balthazar« (1889); die Heiligengeschichte »Thaïs« (1890); »La rôtisserie de la reine Pédauque«; »Opinions de M. l'abbé Jérôme Coignard« (1893); »Le lys rouge« (1894), ein gedankenreicher moderner Sittenroman; die äußerst geistreiche satirische »Histoire contemporaine«, die in die vier Einzelromane »L'orme du man«, »Le mannequin d'osier«, »L'anneau d'améthyste« und »Monsieur Bergeret à Paris« (18971900) zerfällt. Historische Skizzen enthält der illustrierte Band »Clio« (1900). Seine kritischen Artikel erschienen als »Vie littéraire« in 4 Bänden (188892), politische Artikel vereinigte F. in den »Opinions sociales« (1902,2 Bdchn.). Großen Erfolg fand auf der Bühne das sozialistisch angehauchte Bild aus dem Pariser Volksleben »Crainquebille« (1903). F. wurde im Januar 1896 Mitglied der französischen Akademie. Eine Anzahl seiner Erzählungen ersch ien auch in deutscher Übersetzung (Münch. 1899ff.).
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