Schülervorstellungen

[64] Schülervorstellungen, dramatische. Wenngleich das Zeitalter der allegorisierenden und moralisierenden Schuldramen (s. d.) weit zurückliegt, gilt doch noch immer die Heranziehung von Schülern und Schülerinnen zu dramatischen Aufführungen für festliche Zwecke, die ihrem Verständnis angepaßt sind, als erwünschte Ergänzung der Lektüre und Anregung zum tiefern Eindringen in den Sinn des Dichters. Für das zartere Alter pflegt man sich dabei auf dramatisierte Märchen oder kleinere Scherze zu beschränken, für die Oberklassen höherer Schulen dagegen geeignete Auftritte aus den besten, für die Jugend geeigneten Dramen der deutschen und wohl auch fremdsprachlichen Literatur zu wählen. – Neben diesen dramatischen Vorstellungen durch Schüler kommen im modernen Schulleben mehr und mehr solche für Schüler. Für die reifern Altersstufen höherer Lehranstalten werden von den Leitern größerer Bühnen meist zu der Ausführung klassischer Dramen Karten gegen ermäßigten Preis verabreicht. Auf ein jüngeres Auditorium rechnen besondere Darstellungen von Märchen, wie Sneewittchen, Dornröschen, Hänsel und Gretel. Im letzten Jahrzehnt sind in Berlin, Hamburg, Bremen etc. Gönner der Jugend oder besondere Vereine zu einer neuen, beachtenswerten Art von S. vorgegangen, in denen den Oberklassen der Volksschulen geeignete Dramen (Schillers »Tell« und »Jungfrau von Orléans«, Shakespeares »Julius Cäsar«, Webers »Freischütz« u. a.) nach vorausgegangener Besprechung im Unterricht vorgeführt werden. Auch besondere Schülerkonzerte in Kirchen für ernste geistliche Musik oder mit allgemeinerer Tendenz im Theater werden in ähnlicher Weise veranstaltet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 64.
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