Schamröte

[690] Schamröte, eine bei allen Menschenrassen auftretende Wallung des Blutes nach den Hautgefäßen, besonders denen des Gesichts, wird veranlaßt durch innere Erregung, Schüchternheit, Liebe, Teilnahme, Unschulds- oder Schuldbewußtsein, Bescheidenheit, Stolz. Die letzte Ursache ist immer Rücksichtnahme auf unsre Beurteilung durch andre. Das Gefühl des Errötens steigert die S. Meist errötet man nur bis zum Halse, viele erröten bis zur Brust, manche auf dem ganzen Körper. Dieselben Erscheinungen, die beim Menschen bei innerer Erregung auftreten, werden durch Einatmen weniger Tropfen von Amylnitrit nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Tieren hervorgerufen. Die physiologischen Vorbedingungen des Errötens sind also auch bei den Tieren vorhanden, es fehlt ihm nur an einer feinfühlig entwickelten Psyche, deren Erregung auf den Vagusnerven wirkt. Vgl. Darwin, Der Ausdruck der Gemütsbewegungen (deutsch von Carus, 4. Aufl., Stuttg. 1884); Henle, Über das Erröten (Bresl. 1882).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 690.
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