[84] Schuselka, Franz, österreich. Publizist, geb. 15. Aug. 1811 zu Budweis in Böhmen, gest. 2. Sept. 1889 in Heiligenkreuz bei Baden, studierte in Wien die Rechte, versuchte es zuerst beim Strafgericht, war dann Erzieher in adligen Häusern und widmete sich schließlich seit 1839 ganz der Journalistik. Infolge eines Konflikts mit der Zensur siedelte er nach Weimar und von da nach Jena über, wo er mehrere politische Broschüren: »Deutsche Worte eines Österreichers« (1841), »Ist Österreich deutsch?« (Leipz. 1843), »Österreich und Ungarn« (das. 1843), veröffentlichte. Im November 1845 trat er zur deutschkatholischen Gemeinde über, deren Sache er in der Schrift »Die neue Kirche und die alte Politik« (2. Aufl., Leipz. 1846) verteidigte. Wegen seines Werkes »Der Jesuitenkrieg gegen Österreich und Deutschland« (Leipz. 1845) mit polizeilicher Verfolgung bedroht, wandte er sich 1846 nach Hamburg und schrieb hier unter anderm »Österreichische Vor- und Rückschritte« (Hamb. 1847). Die Märzbewegung von 1848 führte ihn nach Wien zurück, wo er die Schrift »Österreich über alles, wenn es nur will« erscheinen ließ. Ins Vorparlament und dann in das deutsche Parlament gewählt, hielt er sich zur Linken, erklärte aber 17. Aug. seinen Austritt, um in den österreichischen Reichsrat einzutreten. 1850 ward er aus Wien auf sein Landhaus in Gainfahrn verwiesen, wo er zur evangelischen Kirche übertrat. Von 185160 lebte er in Dresden, publizistisch eifrig tätig. 1861 nach Wien zurückgekehrt, ward er in den niederösterreichischen Landtag und ins Abgeordnetenhaus gewählt, dem er bis 1867 angehörte. 1862 gründete er die »Reform«, eine liberale politische Zeitschrift, verlor aber allgemach seine Popularität und wirkte nur noch als Schriftsteller. Er war mit der Schauspielerin Ida Brüning (gest. 1903) verheiratet.