[396] Sgraffitomalerei (von sgraffiáre, »kratzen«), eine in Italien erfundene und zur Zeit der Renaissance dort besonders in Florenz, auch in Deutschland und andern Ländern geübte Manier der Wandmalerei. Der aus Kalk, Sand und Kohlenstaub bestehende schwarze Grund wurde mit dünnem Gips überstrichen und auf diesem der Karton durchgezeichnet, worauf die Schatten mit einem spitzen Eisen bis auf die schwarze Unterlage in Strichen eingeritzt wurden, so daß das fertige Ganze das Ansehen einer Zeichnung oder eines Kupferstichs erhielt. Die meisten ältern Werke dieser Art sind zugrunde gegangen. Nur wenige finden sich an Fassaden in Florenz, Siena, Pienza, Rom u. a. O., andre sind durch die Beschreibung Vasaris und in Blättern von Cherubino Alberti, Bonasone, Galestruzzi u. a. erhalten. Die Technik der S. hat in neuerer Zeit das Interesse der Forscher und Architekten wieder erregt. Außer den italienischen Sgraffitodekorationen der Renaissancezeit, von denen mehrere von L. Lange, andre von Maccari (»Sgraffitodekorationen römischer Häuser des 15. uno 16. Jahrhunderts«, Berl. 1880) veröffentlicht worden sind, und über die auch das Prachtwerk Gruners: »The terracotta architecture of North Italy« (Lond. 1867) vielfach Licht verbreitet hat, sind auch ältere Sgraffitomalereien in Deutschland, vorzugsweise in Schlesien, aus dem 16. und 17. Jahrh. von Max [396] Lohde in Aufsätzen der »Zeitschrift für Bauwesen« beschrieben und veröffentlicht worden. Praktische Anwendung hat diese Technik zuerst wieder besonders durch G. Semper am Polytechnikum in Zürich, durch Lohde am Sophiengymnasium und in der Reitbahn des Kriegsministeriums in Berlin sowie durch Laufberger in Wien und Gnauth in Stuttgart gefunden. Statt des schwarzen Grundes wird auch häufig brauner und andersfarbiger Grund gewählt.