Beschreibung

[750] Beschreibung (Descriptio), die Aufzählung der Merkmale eines Tatbestandes, die bezweckt, eine vollständige und deutliche Vorstellung von demselben m geben. Gegenstand der B. kann sowohl ein äußeres Ding, als ein äußerer Vorgang, als endlich auch ein inneres (subjektives) Erlebnis sein. Da alles Wirkliche eine unerschöpfbare Menge von Einzelheiten enthält,[750] die B. aber sich einer bestimmten Zahl allgemeiner Begriffe von beschränktem Inhalt bedienen muß, so ist eine vollständige B. eigentlich ganz unmöglich, das Individuelle widersteht der begrifflichen Auffassung, und jede B. wird deshalb nicht nur auf den betreffenden einzelnen Fall, sondern auf eine Mehrzahl von Fällen passen (die B. einer Person). Zumeist bezweckt jedoch die B. auch nur, die Unterordnung des einzelnen Objekts unter einen allgemeinen Begriff, des einzelnen Vorganges unter ein allgemeines Gesetz vorzubereiten (B. einer Pflanze in der Botanik, eines Versuchs in der Physik), es wird dann von absoluter Vollständigkeit von vornherein abgesehen. Eine besondere Art der B. ist auch die Statistik. Die auf der ästhetischen B. beruhende sogen. beschreibende (deskriptive) Poesie kam in Deutschland durch Brockes' »Irdisches Vergnügen in Gott« (seit 1721) und in England durch Thomsons »Jahreszeiten« (1724) in Ausnahme. Auch Hallers »Alpen« und Kleists »Frühling« gehören dieser Gattung an. Lessing hat ihr im »Laokoon« die Daseinsberechtigung abgesprochen, indem er darauf hinwies, daß die Sprache nur das Sukzessive (das »Nacheinander«), die bildende Kunst dagegen das Koexistierende (das »Nebeneinander«) darzustellen berufen ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 750-751.
Lizenz:
Faksimiles:
750 | 751
Kategorien: