Sieg [1]

[440] Sieg, das durch Kampf erlangte Übergewicht über den Feind (Gegenteil: Niederlage); der S. in der Schlacht ist das Endziel aller kriegerischen Handlungen (s. Krieg). In den Kämpfen zivilisierter Völker der Gegenwart handelt es sich dabei nicht so sehr um die materielle Vernichtung der feindlichen Streitkräfte, als um deren tiefgehende psychische Erschütterung, hervorgerufen durch die tatsächlichen Verluste und die durch diese dem Feind aufgezwungene Überzeugung von der drohenden Nähe seiner wirklichen Vernichtung. Die Wirkung des Sieges ist um so größer und weitreichender, je mehr Verluste der Feind erlitten hat und je mehr im Zusammenhang damit Ordnung und innerer Halt seiner Truppen erschüttert sind. Zur Erzielung größter Wirkung muß daher dem S. auf dem Schlachtfelde die Verfolgung unmittelbar angereiht werden; diese soll das Zerstörungswerk, die Auflösung des geschlagenen Heeres vollenden. Um den S. zu erringen und ihn auszunutzen, müssen alle irgend erreichbaren Streitkräfte in der Entscheidungsschlacht zusammenwirken und alle andern Ziele, wenigstens zunächst, aufgegeben werden, denn »vor dem taktischen Siege haben die Forderungen der Strategie zu schweigen« (Moltke).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 440.
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