Sieg [1]

[60] Sieg, Ziel des Kampfes, sowohl in körperlichen, als in sittlichen Übungen. In letzter Beziehung gilt er bes. den Leidenschaften u. ihrer Bändigung od. gänzlichen Unterdrückung; in der erstern kann er als Überwindung eines Gegners entweder von einem Einzelnen errungen werden, wie in Wetteisern u. Spielen, od. von Gesammtheiten, wie im Krieg. Er kann die Folge der blosen rohen Kraft sein, öfters aber ist er Sache der Klugheit u. der Benutzung der Schwächen des Feindes u. der Umstände, s.u. Schlacht. Die Feldherren. der Alten hielten es für eine größere Kunst den S. zu benutzen, als zu gewinnen. Nach erhaltenem S. pflegten sie die Siegeszeichen (s. Tropäen) aufzurichten u. bei der Heimkehr eines siegreichen Heeres wurde ein Siegeslied (s.d.) gesungen u. den Göttern feierliche Opfer gebracht; siegreiche Feldherren pflegten auch ihre Waffen in dem Tempel einer Gottheit aufzuhängen, wenn sie ihre kriegerische Laufbahn zu beschließen gedachten. Die römischen Feldherren schickten nach errungenem S. einen mit Lorbeern umwundenen Brief (Literae s. Epistolae laureatae) nach Rom, worin sie davon Meldung thaten. Die ersten Feierlichkeiten, welche man in Rom nach erfochtenem S. anstellte, waren Dankgebete (s. Supplicatio), dann erhielt der Feldherr, je nach der Wichtigkeit des S-s, eine Belohnung, die größte war die Ovation od. der Triumph; außerdem beschenkte man ihn mit Kränzen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 60.
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