[609] Sonnenthal, Adolf von, Schauspieler, geb. 21. Dez. 1834 in Pest. mußte infolge plötzlicher Verarmung seiner Eltern das Schneiderhandwerk ergreifen, wandte sich später, von Dawison ermuntert und vorbereitet, zur Bühne und trat zuerst 1851 in Temesvar als Phöbus im »Glöckner von Notre-Dame« auf. 1852 ging er nach Hermannstadt, von hier 1854 nach Graz und im Winter 1855/56 nach Königsberg, wo er solchen Erfolg hatte, daß Laube ihm ein Engagement am Wiener Burgtheater antrug. Hier trat er im Mai 1856 zum erstenmal (als Mortimer) auf, wurde nach drei Jahren auf Lebenszeit engagiert und entwickelte sich unter Laubes Leitung zu einem der bedeutendsten Künstler der Gegenwart. 1881 gelegentlich seines 25jährigen Dienstjubiläums durch Verleihung des Ordens der Eisernen Krone in den Adelstand erhoben, wurde er 1884 zum Oberregisseur ernannt und war zweimal, nach dem Abgang des Direktors Wilbrandt (im Juni 1887) bis Ende 1888 und nach Försters Tod (1889), als artistischer Leiter der Anstalt tätig. Seine Stärke liegt im modernen Schau- und Lustspiel; als Darsteller sogen. Salonrollen hat er dank seinem warmen Gemütston, seiner vornehmen Erscheinung und Haltung und seiner meisterhaften Technik oft Vollendetes geschaffen. Aus seinem vielseitigen Rollenplan sind Hamlet, Narciß, Mortimer, Graf Waldemar, Lord Rochester (»Waise von Lowood«), Bolz, Ringelstern, Posa, Gesandtschaftsattaché, Marcel de Prie (»Wildfeuer«), König (»Esther«), auch Faust, Tell, Wallenstein, Nathan, Clavigo hervorzuheben. S. hat auch einige französische Bühnenstücke, z. B. den »Marquis von Villemer«, gewandt und wirksam übertragen. Vgl. Eisenberg, Adolf S. (2. Aufl., Dresd. 1900); Lothar, Sonnenthal (Berl. 1904).