Sorma

[622] Sorma (eigentlich Zaremba), Agnes, Schauspielerin, geb. 17. Mai 1865 in Breslau, betrat schon mit 14 Jahren in Kinderrollen die Bühne des dortigen Stadttheaters und war dann von 1880–82 im Fach der naiven Liebhaberinnen in Görlitz, Posen und Weimar tätig. Nachdem sie 1883 an das Deutsche Theater in Berlin engagiert worden war, kam ihr Talent schnell zur vollen Entfaltung. Sie wußte das Publikum durch die ausgelassene Munterheit ihres Wesens wie durch zarte Innigkeit der Empfindung bis zu erschütternden Äußerungen des Schmerzes zu fesseln, so daß sie auch den Anforderungen der schwierigsten tragischen Rollen, wie Julia, Ophelia, Desdemona, gerecht wurde. Außerdem gehören das Käthchen von Heilbronn, die Jüdin von Toledo, Esther und Edrita in Grillparzers »Weh dem, der lügt«, Lessings Minna, Shakespeares Käthchen, Porzia, Hermione u. a. zu ihren Hauptrollen. Von 1890–93 war sie am Berliner Theater tätig, kehrte aber dann wieder zum Deutschen Theater zurück, wo sie sich besonders als Nora (in Ibsens Schauspiel) und als Rautendelein in Hauptmanns »Versunkener Glocke« auszeichnete. Nachdem sie seit 1898 eine Weile nur gastiert hat, widmet sie ihre sich allmählich Mutterrollen (Frau Alving in den »Gespenstern«) zuwendende Kunst wenigstens für einen Teil der Spielzeit in festem Engagement den Reinhardtschen Bühnen in Berlin (Deutsches Theater und Kammerspiele). Seit 1890 ist sie mit dem venezianischen Grafen Mito von Minotto verheiratet. Vgl. Kerr, Schauspielkunst (Berl. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 622.
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