Spanisches Rohr [2]

[688] Spanisches Rohr (Stuhlrohr, Rotang, Rattans, Meerrohr), die schlanken Stämme u. Triebe mehrerer Arten der Palmengattung Calamus (s. d.), werden in allen Wäldern des Indischen Archipels, besonders auf Borneo, Sumatra und der Malaiischen Halbinsel, gewonnen und, von Oberhaut, Blättern und Stacheln befreit, in den Handel gebracht. Die größte Verwendung findet das Spanische Rohr in China und Japan, wo man es zu Brücken, Möbeln und unzähligen Gebrauchsgegenständen verarbeitet, auch als Tauwerk auf Schiffen benutzt. Man unterscheidet wohl helleres, dünnes Rohr als weibliches (Bindrotting) von dem stärkern, dunklern mit enger stehenden Knoten als männlichem (Handrotting); letzteres wird auch zu Spazierstöcken benutzt. Man befreit das Spanische Rohr durch Schaben und Schleifen auf besondern Maschinen von den Knoten und verarbeitet es durch Zerschneiden, Spalten, Hobeln und Ziehen zu Stuhl- und Korsettrohr, Rieten für Webstühle etc. Auch stellt man daraus Fischbeinsurrogate dar. Die dünnsten, schnurenförmigen Streifen (Schnur-, Putzrohr) werden in der Putzmacherei benutzt. Stuhlrohr wird oft durch Schwefeln gebleicht. Sehr viel Rohr wird für die Korbmacherei gefärbt, lackiert und vergoldet. Das nach dem Schälen zur Gewinnung des Stuhlrohrs übrigbleibende Rohr (Peddigrohr [Peddig, soviel wie Mark]) wird in der Korbmacherei benutzt. Abfälle dienen als Polster- und Scheuermaterial.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 688.
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