Spinalneuralgie

[742] Spinalneuralgie (Spinalirritation), die im Verlauf der Rückenmarksnerven auftretenden Schmerzen, sind oftmals bedingt durch anatomisch nachweisbare Erkrankungen: 1) der Wirbelkörper, z. B. bei Bruch der Wirbelknochen, durch Verrenkungen oder Quetschungen der Bandscheiben, durch eingedrungene Geschosse oder knöcherne Auswüchse, die auf das Rückenmark oder die aus diesem entspringenden Empfindungsnerven einen Druck ausüben; 2) durch Entzündungen oder Geschwulstbildungen in den Rückenmarkshäuten, die sich z. B. bei den häufigen syphilitischen Erkrankungen auch auf die Scheide der Nerven fortsetzen; 3) durch Entzündungen, Geschwülste, Entartungen des Rückenmarks selbst; S. ist daher ein häufiges Symptom der Rückenmarksschwindsucht (Tabes). In allen diesen Fällen ist die S. nur Teilerscheinung neben Lähmungen, Krampfzuständen und andern schweren, oft tödlichen Komplikationen und wird bei der Behandlung nur als Symptom berücksichtigt. Als reine Neurose kommt die S. vor bei Neurasthenie, besonders nach schweren körperlichen oder geistigen Überanstrengungen und Exzessen aller Art. Neben dem Gefühl von Kriebeln, Taubsein oder Kälte in der Haut des Rückens und der Extremitäten klagen die Kranken über Rückenschmerzen,[742] die besonders bei Druck auf die Dornfortsätze lebhaft werden (Irritatio spinalis). In diesen Fällen ist die S. nur Funktionsstörung des spinalen Nervensystems und als Teilerscheinung der allgemeinen Nervenschwäche vom Verlauf dieses Leidens abhängig (s. Nervenschwäche).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 742-743.
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