Stenographiermaschine

[932] Stenographiermaschine, Schreibmaschine zum sofortigen wörtlichen Niederschreiben von Reden. Bei diesen Maschinen werden durch gleichzeitiges Anschlagen mehrerer Tasten ganze Silben oder Worte dem Klange nach, ohne Rücksicht auf die Rechtschreibung, auf einmal zum Abdruck gebracht, sie haben im allgemeinen weniger Tasten als die gewöhnlichen Schreibmaschinen, ihre Leistungsfähigkeit soll jedoch weit hinter der der Stenographen zurückbleiben. Man baut Stenographiermaschinen, die besondere Zeichen schreiben, die in besonderer Zusammenstellung Silben oder Worte darstellen, und solche, die gewöhnliche Schriftzeichen herstellen. Bei Maschinen ersterer Art muß man das Kurzschriftsystem, das sie verwendet, kennen; die hergestellten Schriftsätze können nur von Personen entziffert werden, die mit dem betreffenden System vertraut sind. Diese Schwierigkeit wird bei Maschinen der zweiten Art vermieden. Eine der ältesten Stenographiermaschinen, die der Italiener Gebrüder Michela, schreibt mit besondern Zeichen und hat im italienischen Senat seit 1880 Verwendung gefunden. Von den neuern Maschinen sind unter andern zu erwähnen der Stenotyper des Amerikaners Hardy, der Striche und Punkte schreibt, die Stenodactyle des Franzosen Lafaurie, die Ziffern herstellt, die S. des Amerikaners Anderson sowie die Stenophile des Franzosen Bivort, die beide gewöhnliche Schriftzeichen schreiben.

Stenographiermaschine (Stenophile) von Bivort.
Stenographiermaschine (Stenophile) von Bivort.

Die Stenophile von Bivort (s. Abbildung) zeigt 20 in zwei Reihen angeordnete Typentasten, so daß von jedem Finger der rechten und linken Hand je zwei bestimmte hintereinander liegende Tasten zu bedienen sind. Links auf der Tastatur schlägt man die Konsonanten und rechts die Vokale und einige der am Ende der Silben am häufigsten auftretenden Konsonanten an, die Zeichen gelangen durch Vermittelung eines Farbbandes auf dem schmalen, in der Maschine von hinten nach vorn laufenden Papierstreifen zum Abdruck und zwar auf jeder Zeile nur eine Silbe. Vor der Tastatur befinden sich links die Umschaltetaste und rechts eine zur Bewegung des Papierstreifens dienende Sondertaste. In Berliner Stenographenvereinen sollen mit der Maschine 400 Silben in der Minute nach Diktat mit vorher eingeübtem Text und 200–220 Silben in fremdem Stoff geschrieben worden sein. Es sind angeblich 40 Systeme von Stenographiermaschinen bekannt, davon 14 italienische, 13 französische und 3 deutsche; ihre Verbreitung ist aber zurzeit noch gering (s. auch Stenotelegraph). Vgl. Ferro, Primato dell' Italia nella stenografla meccanica (Tur. 1890); Dupont und Cavet, Les machines à écrire (Par. 1901); Budan, Le macchine da stenografare 1827–1905 (Vened. 1906).[932]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 932-933.
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