[18] Stevin, Simon, Mathematiker, Mechaniker und Baumeister, geb. 1548 in Brügge, gest. 1620 in Leiden oder im Haag. Ursprünglich Kaufmann in Antwerpen, machte er große Reisen durch ganz Europa, wurde dann Lehrer und Vertrauter des Prinzen Moritz von Oranien, der ihn zum Oberwasserbaumeister und später zum Generalquartiermeister machte; als solcher erwarb sich S. große Verdienste um die Artillerie und um das Befestigungswesen. Seine beiden Werke »Sterctenbouwing« (Leid. 1594) und »Castrametatio« (Rotterd. 1617) enthalten die Grundsätze, nach denen Moritz von Oranien bei Belagerung und Verteidigung von Städten verfuhr. Volkstümlich wurde er durch Erfindung des Segelwagens und Segelschüttens. Auch für die Mechanik und die Geometrie hat er für seine Zeit Bedeutendes geleistet. Er stellte 1586 die erste richtige Theorie der schiefen Ebene auf, deutete den Satz vom Parallelogramm der Kräfte an, entwickelte das Hydrostatische Paradoxon und erklärte das Gleichgewicht des Wassers in kommunizierenden Röhren. Namentlich aber hat er die Dezimalbruchrechnung eingeführt (1596) und auch schon ausgesprochen, daß dadurch die Dezimalteilung von Maßen, Gewichten und Münzen nötig werde. Als Geograph hat er sich sowohl durch seine Studien über die Linie gleichen Schiffskurses als auch durch die unter dem Namen »Hylokinese« veröffentlichten Prinzipien der tellurischen Morphologie Verdienste erworben. Seine Werke sind am bekanntesten in der französischen Ausgabe von Girard (Leiden 1634). In Brügge hat man ihm ein Denkmal errichtet. Vgl. Goethals, Notice historique sur la vie et les travaux de Simon S. (Brüssel 1841); Steichen, Vie et travaux de Simon S. (das. 1846); M. Cantor, Vorlesungen über Geschichte der Mathematik, Bd. 2 (2. Aufl., Leipz. 1900).