Trophōnĭos

[747] Trophōnĭos, ein griechischer Erdgott zu Lebadeia (s. d.) in Böotien, mit einem uralten berühmten Höhlenorakel, das nach der Legende auf Apollons Befehl eingerichtet wurde. Die Erteilung des Orakels erfolgte in einem unterirdischen Raum unter solchen Schrecknissen, daß die Besucher nach dem Volksglauben die Fähigkeit zu lachen verloren und man von ernsten Personen sagte, sie seien in der Höhle des T. gewesen. Nach dem böotischen Mythus war T. Sohn des Königs Erginos von Orchomenos und erbaute mit seinem Bruder Agamedes verschiedene Schatzhäuser. Bei dem des Hyrieus, Königs von Hyria in Böotien, hatten sie einen Stein so eingefügt, daß er leicht herauszunehmen war, um so Zutritt zu dem Schatze zu haben. Als sich Agamedes in den vom König gelegten Schlingen sing, schnitt T. ihm den Kopf ab und floh. Verfolgt, ward er bei Lebadeia von der Erde verschlungen. Eine ähnliche Sage erzählt Herodot von dem Schatze des Rhampsinit. Nach andrer Sage bauten die Brüder den delphischen Apollontempel; dafür hatte ihnen der Gott eine Belohnung verheißen, die sie am siebenten Tage nach der Vollendung erhalten sollten: an diesem Tage starben sie.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 747.
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