Tsingtau

[784] Tsingtau, Hauptort des deutschen Pachtgebiets Kiautschou (s. d. mit Karte und Plan von T.) in der chines. Provinz Schantung, mit 31,500 Chinesen, 1484 Europäern (1412 Deutschen) und 171 Japanern, am Eingang der Bucht von Kiautschou (Gelbes Meer), und zwar am Südwestende der östlichen der beiden die Einfahrt einschließenden Halbinseln. Die heutige Ansiedelung umfaßt die frühern chinesischen Ortschaften T., an der gleichnamigen Bucht vor der Einfahrt, und Tapautau. An Stelle der erstern befindet sich das Yamen des chinesischen Mandarins, während letztere zur Chinesenstadt von T. geworden ist. Gegenüber der Arkonainsel in der Tsingtaubucht erhebt sich das stattliche Gebäude des deutschen Gouvernements, östlich daneben die evangelische Kirche, westlich weiterhin Wohnungen der Beamten und der Marineabteilung, Geschäftshäuser, der Bahnhof der Linie T.-Tsinanfu (s. d.), Schlachthof, Elektrizitätswerk, die katholische Mission; endlich, jenseit der Chinesenstadt, in erhöhter Lage das Lazarett. Der eigentliche Hafen liegt innerhalb der Einfahrt: zunächst der kleine, dann weiter nördlich der große Hafen mit 2 Molen, ausgedehnten Kais, einem Schwimmdock für Schiffe bis 16,000 Ton. etc. Das Fahrwasser der Einfahrt ist sorgfältig bezeichnet, ein Zeitballturm befindet sich auf einem Hügel, der den Hafen beherrscht. Die meteorologische Station liegt seit 1905, erheblich vergrößert, auf dem Wasserberg. Bildungs- und Wohlfahrtseinrichtungen haben sich bedeutend entwickelt: die Gouvernementsschule für Knaben ist zu einem Reformrealgymnasium ausgestaltet worden; die »Kiautschou-Bibliothek« umfaßt bereits gegen 10,000 Bände; der Allgemeine Evangelisch-Protestantische Missionsverein unterhält das Faberhospital, die Katholische Mission seit 1905 ein Krankenhaus für Eingeborne. Von Zeitungen erscheinen die »Tsingtauer Neuesten Nachrichten«, die »Deutschasiatische Warte« (wöchentlich) und 2 chinesische. Ebenso stetig ist der Aufschwung von Handel und Verkehr gewesen. Regelmäßige Schiffsverbindungen sind: wöchentlich je ein Postdampfer nach Schanghai und nach Tschifu-Tiëntsin und zurück, ferner nach Japan (Hamburg-Amerika-Linie); auch englische Linien laufen T. regelmäßig an. In den Hafen liefen 1905 ein: 405 Dampfer mit 410,355 Ton. und 8 Segler mit 10,162 Ton. Deutsche Kabel führen nach Schanghai und Tschifu. Die Stadt T. besitzt ein ausgedehntes Fernsprechnetz. Vgl. Behme und Krieger, Führer durch T. und Umgebung (Wolfenb. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 784.
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