[170] Villers (spr. wilǟr, sprach selbst wilärs), Charles de, franz. Schriftsteller, geb. 4. Nov. 1765 zu Bolchen (Boulay) in Lothringen, gest. 26. Febr. 1815 in Göttingen, kam 1792 über den Rhein als Emigrant und wurde auf der Reise nach Rußland in Lübeck durch eine Neigung für Frau Dorothea v. Rodde, geborne Schlözer, zurückgehalten und für Deutschland gewonnen. Er versenkte sich nun in das Studium der deutschen Literatur und Philosophie, trat mit den bedeutendsten Geistern diesseit und jenseit des Rheins in regen Briefwechsel und war als Professor in Göttingen (seit 1811) unausgesetzt tätig, zwischen deutschem und französischem Geist zu vermitteln. 1814 wurde er als ehemaliger französischer Kapitän seiner Professur enthoben. V. war der erste Franzose, der seinen Landsleuten Kant verständlich zu machen suchte (»Philosophie de Kant«, Metz 1801); mit Nachdruck wies er in seinen selbständigen Schriften und Berichten an das Institut de France auf den Geist des Protestantismus, der deutschen Erziehung, Schule und Universität hin, im Gegensatz zu dem Jesuitentum und der französischen Erziehung. Dafür ist am merkwürdigsten sein vom Institut gekrönter »Essai sur l'esprit et l'influence de la réformation de Luther, etc.« (1804, 5. Aufl. 1851; deutsch, 2. Aufl., Hamb. 1817). Infolge seiner »Lettre à Madame la comtesse F. de Beauharnais sur Lübeck« (1806) war er 1811 aus Lübeck vertrieben worden. Vgl. Sander, Artikel V. in der »Allgemeinen deutschen Biographie«, Bd. 39 (Leipz. 1895); O. Ulrich, Charles de V., sein Leben und seine Schriften (das. 1899).