Vitellĭus

[195] Vitellĭus, Aulus, mit dem Beinamen Germanicus, röm. Kaiser, Sohn des Lucius B., geb. 15 n. Chr., hatte sich, gleich seinem Vater, durch Schmeichelei und niedrige Dienste die Gunst der Kaiser Tiberius bis Nero erworben und erhielt nach Neros Sturz von Galba den Oberbefehl über die Legionen am Niederrhein. Von diesen und von den oberrheinischen, schon vorher aufständischen Anfang 69 zum Kaiser ausgerufen, schickte er zunächst einen Teil des Heeres unter Cäcina und Valens nach Italien voraus,[195] wo sie den Kaiser Otho, der inzwischen Galba gestürzt hatte, bei Betriacum schlugen und dadurch V. den Weg nach Rom eröffneten. Hier gab er sich völlig der Trägheit und den Tafelfreuden hin, obgleich bereits Vespasianus vom Orient her ein Heer gegen ihn in Bewegung setzte. Bei seinen Soldaten besaß er kein Ansehen; der eine der Feldherren, die er nach Oberitalien geschickt hatte, sann auf Verrat, und so wurde es Antonius Primus mit der Vorhut des Vespasianischen Heeres nicht schwer, in Italien einzudringen. Er schlug das Heer des V. bei Cremona und eroberte 21. oder 22. Dez. 69 Rom. In dem Blutbade bei Erstürmung der Stadt fand auch V. einen schimpflichen Tod.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 195-196.
Lizenz:
Faksimiles:
195 | 196
Kategorien: