Wagrĭeu

[305] Wagrĭeu, Landschaft in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, die den östlichen Teil des ehemaligen Herzogtums Holstein bildet und halbinselartig in die Ostsee hineinragt. Sie umfaßt im wesentlichen die preußischen Kreise Plön und Oldenburg, Teile der Kreise Segeberg und Stormarn sowie das oldenburgische Fürstentum Lübeck (Eutin) und einen Teil des Gebietes der Freien Stadt Lübeck. – W., ursprünglich von dem slawischen Stamm der Wagrier (Waigri, Waari) bewohnt, wurde von Otto I. erobert, die Bevölkerung zum Christentum bekehrt; in Aldenburg, der Insel Fehmarn gegenüber, entstand um 946 ein Bistum. Nachdem in dem Slawenaufstand 983 die deutsche Oberherrschaft abgeschüttelt worden war, bildete W. einen Teil des großen Obotritenreiches. Das Christentum wurde 1043 von dem Fürsten Gottschalk (s. Gottschalk 2) wiederhergestellt und auch die Lehnshoheit des deutschen Königs anerkannt. Nach dem Tode des letzten Obotritenfürsten Heinrich 1125 verlieh der deutsche König Lothar dessen Reich dem Herzog Knut Laward von Schleswig, unter dem Vicelin das Christentum in W. verbreitete. 1143 wurde W. mit Holstein vereinigt.[305]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 305-306.
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