Eutīn

[192] Eutīn (im Mittelalter Uthin, Oytyn), Hauptstadt des oldenburg. Fürstentums Lübeck, in anmutiger Gegend am Eutiner See, Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Neumünster-Oldesloe und der Eisenbahn E.-Lübeck, 28 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, ein früher bischöfliches, jetzt großherzogliches Schloß mit Park, ein Palais, Denkmäler des Dichters Voß und des Komponisten K. M. v. Weber, Gymnasium mit Realklassen, Baugewerk- und Landwirtschaftsschule, Altertumsmuseum, Bibliothek von 30,000 Bänden, die großherzogliche Regierung, Amtsgericht, Forstverwaltung, Fabrikation von Wagen, Düten u. Öfen, eine Holzbearbeitungsanstalt, Dampfsägerei, Gärtnerei, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei und (1900) 5204 meist evang. Einwohner. – In der an Seen und Buchenwaldungen reichen Umgegend (auch Holsteinische Schweiz genannt) liegen der Bahnhof Gremsmühlen zwischen dem Diek- und Kellersee, 6 km nordwestlich von E., das Dorf Malente am Kellersee, mit 894 Einw. (das »Grünau« in Voß' »Luise«), und nördlich der sagenreiche Ukleisee. – E. soll von dem Grafen Adolf II. von Holstein gegründet sein, kam aber 1155 an den Bischof Gerold von Lübeck, der den Ort zur Stadt erhob und daselbst einen Hof erbauen ließ, wo die Bischöfe von Lübeck öfters residierten. Der lübeckische Bürgermeister Marx Meyer eroberte Stadt und Schloß 1534, wurde aber vom Grafen Johann von Rantzau bald darauf wieder vertrieben. Im Dreißigjährigen Kriege wurde die Stadt hart mitgenommen, 1714–16 aber von den Dänen neu befestigt. Seit 1702 nannte sich eine Linie des Hauses Holstein nach E. Holstein-E. (s. Holstein). Zu Ende des 18. Jahrh. war E. eine vielgenannte Dichterstadt, da sich J. H. Voß, Boie, die beiden Stolberg, Fr. H. Jacobi u. a. daselbst aufhielten (vgl. hierüber v. Bippen, Eutiner Skizzen, Weim. 1859). Auch ist K. M. v. Weber in E. geboren.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 192.
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