Wandermuschel

[364] Wandermuschel (Dreyssensia [Dreissena] polymorpha Pall.), eine Art aus der Familie der Miesmuscheln (Mytilidae), mit gleichschaligem, dreieckigem Gehäuse. Der Mantel ist bis auf drei enge Öffnungen völlig geschlossen, der Fuß nur schwach entwickelt. Sie zeigt mancherlei Übereinstimmung mit marinen Muscheln, vor allem besitzt sie als einzige Süßwassermuschel deren typische Larven (Trochophora und Veligerlarven, s. Tafel »Süßwasserfauna II«, Fig. 10) und verrät dadurch ihre Einwanderung aus dem Meer in das Süßwasser. Sie ist im südlichen Rußland heimisch und sitzt klumpenweise mit dem Byssus an Steinen oder Muscheln befestigt. Im ersten Viertel des 19. Jahrh. gelangte sie aus ihrer Heimat nach den Ostseeprovinzen und bis zur Havel, wo sie seit 1825 massenhaft vorkommt. Später drang sie bis Magdeburg und Halle vor, erschien 1826 an der Rheinmündung und findet sich jetzt bis Hüningen und Heidelberg. Von Holland aus gelangte sie in die Seine und Loire. In den Londoner Docks sah man sie 1824, und jetzt bewohnt sie manche Flüsse Englands und Schottlands. Alle diese Einwanderungen sind wahrscheinlich auf Verschleppungen durch Schiffe und Flöße zurückzuführen. Die W. findet sich aber auch in einigen Seen ohne schiffbare Verbindung mit Flüssen in Mecklenburg, Pommern und Albanien. D. Brardi und Congeria (Dreissena subglobosa), s. Tafel »Tertiärformation I«, Fig. 13, 17 u. 19.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 364.
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