Wellesley [3]

[516] Wellesley (spr. ūélleslĭ), berühmte englische Familie, die von den Colleys oder Cowleys von Rutland abstammt, die unter Heinrich VIII. nach Irland auswanderten. Richard Colley wurde 1728 von seinem Vetter Garrett Wesley oder W. zum Erben eingesetzt und nahm dessen Namen und Wappen an. 1746 von Georg II. zum irischen Peer mit dem Titel Baron Mornington erhoben, starb er 31. Jan.[516] 1758. Sein Sohn Garrett Colley-W., geb. 19. Juli 1735, gest. 22. Mai 1781, wurde 1760 zum Viscount W. und Grafen Mornington erhoben. Der dritte seiner fünf Söhne war der nachmalige Herzog von Wellington (s. d.). Der älteste, Richard Cowley, geb. 20. Juni 1760 in Dublin, gest. 26. Sept. 1842, erbte 1781 Güter und Titel seines Vaters, ward bald darauf in das englische Unterhaus gewählt und von Georg III. zum Lord der Schatzkammer, dann zum Kommissar für die ostindischen Angelegenheiten, endlich 1797 zum Baron W. in England und zum Generalgouverneur von Ostindien ernannt. Als hier 1799 Tippu Sahib, Radscha von Maissur, ein Bündnis mit den Franzosen geschlossen hatte, hinderte W. die Vereinigung der Verbündeten, schlug Tippu Sahib 4. und 6. März, nahm 4. Mai seine Hauptstadt Seringapatam und unterwarf ganz Maissur der britischen Herrschaft, wofür er zum Marquis W. in Irland ernannt wurde. 1803 eröffnete er einen Feldzug gegen die Mahratthen, nahm Dehli, brachte den Großmogul in die Gewalt der Engländer und zwang den Feinden einen vorteilhaften Frieden auf. 1805 ward er durch Cornwallis ersetzt. Anfang 1809 ging er als britischer Botschafter bei der Zentraljunta nach Spanien, übernahm Ende d. J. bis 1812 das Ministerium des Auswärtigen und betrieb namentlich die Sache Spaniens. Wiewohl für einen Tory geltend, schlug er doch 1812 die Aufhebung der Gesetze gegen die Katholiken vor. Von 1821–28 und von 1833–34 war er Lord-Lieutenant von Irland. Vgl. Pearce, Memoirs and correspondence of Richard Marquis W. (Lond. 1846, 3 Bde.); Malleson, W. (in »Statesmen Series«, das. 1889); Hutton, The Marquess W. (das. 1893). Den Grafentitel von Mornington erbte sein nächster Bruder, William W.-Pole, geb. 20. Mai 1763. gest. 22. Febr. 1845. Er war 1809–12 Staatssekretär von Irland, ward 1815 Münzmeister, 1821 zum Baron Maryborough und Peer von England erhoben, 1828 Oberjägermeister und war 1834–35 Generalpostmeister. Sein Sohn William W., Graf von Mornington, geb. 22. Juni 1788, gest. 1. Juli 1857, machte sich durch die maßlose Verschwendung bekannt, durch die er das ungeheure Vermögen seiner ersten Frau, der reichsten Erbin in England, in kurzer Zeit durchbrachte. Sein Sohn William Arthur W., geb. 7. Okt. 1813, gest. 25. Juli 1863, erbte den Titel eines Grafen von Mornington, der nach seinem Tod aa den Herzog von Wellington fiel. Der vierte Bruder Richards, Gerard Valerian W., geb. 7. Dez. 1770, starb 21. Okt. 1848 in Durham als Kanonikus von Durham, Rektor von Bishop-Wearmouth und Kaplan der Königin. Dessen jüngster Sohn, Sir George Greville W., geb. 1814, gest. 6. April 1901, trat 1828 in die Marine, befehligte fünf Jahre lang die indische Flotte, wurde 1875 Admiral und war 1877–79 einer der Lords der Admiralität. Der jüngste der Brüder Richards, Henry W., wurde 1828 Baron Cowley (s. d. 2).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 516-517.
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