Zanardelli

[850] Zanardelli, Giuseppe, ital. Staatsmann, geb. 29. Okt. 1829 in Brescia, gest. 26. Dez. 1903 in Maderno, studierte in Pavia die Rechte, nahm 1848–1849 an der Erhebung gegen Österreich teil und flüchtete nach deren Unterdrückung, wurde aber 1851 amnestiert und kehrte nach seiner Vaterstadt zurück, wo er bis 1858 als Privatlehrer lebte. Nach der Vereinigung der Lombardei mit Italien wurde er 1860 zum Mitgliede des Parlaments gewählt, dem er seitdem ununterbrochen angehörte, und in dem er sich der Linken anschloß; daneben war er in Brescia Advokat. Nachdem er 1860 am Zuge Garibaldis nach Sizilien teilgenommen hatte, organisierte er 1866 als königlicher Kommissar die Provinz Belluno. In den Ministerien der Linken war er 1876–77 Minister der öffentlichen Arbeiten, 1878–81 Minister des Innern, führte damals die Wahlreform durch, war dann bis 1883 und wieder 1887–91 Justizminister. Vom November 1891 bis zum Februar 1894, vom April bis zum Dezember 1897 und vom November 1898 bis zum Mai 1899 war er Präsident der Deputiertenkammer; vom Dezember 1897 bis zum Juni 1898 leitete er noch einmal das Justizministerium. Im Februar 1901 wurde er zum Ministerpräsidenten ernannt, vermochte indes sein demokratisches Reformprogramm nicht durchzuführen und nahm im Oktober 1903 seinen Abschied.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 850.
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