Einundzwanzigste Familie: Seidenschwänze (Ampelidae)

[526] Cabanis rechnet zu der Familie der Fliegenfänger auch einen in Deutschland wohl bekannten Vogel, unseren Seidenschwanz, und erhebt ihn zum Vertreter einer Unterfamilie, welche außerdem nur noch wenige Arten zählt; andere Naturforscher betrachten ihn als Urbild einer besonderen, kaum zehn Arten zählenden Familie (Ampelidae), deren Merkmale die folgenden sind. Der Leib ist gedrungen, der Hals kurz, der Kopf ziemlich groß, der Schnabel kurz und gerade, an seiner Wurzel von oben nach unten zusammengedrückt und deshalb breit, an der Spitze schmal und erhaben, die obere Kinnlade länger und breiter als die untere, auf der Firste wenig gewölbt, an der Spitze sanft herabgebogen, vor ihr mit einem kleinen Ausschnitte versehen, der Fuß ziemlich kurz und stark, die äußere mit der mittleren Zehe durch ein kurzes Häutchen verbunden, der Flügel mittellang und spitzig, weil die erste und zweite Schwinge alle übrigen an Länge überragen, der zwölffederige Schwanz kurz, das Gefieder reichhaltig und seidenweich, auf dem Kopfe zu einer Holle verlängert. Zergliederung des Leibes ergibt, laut Nitzsch, daß der innere Bau alle wesentlichen Bildungsverhältnisse anderer Singvögel zeigt. Die Wirbelsäule besteht aus zwölf Hals-, acht Rücken-, neun Becken- und acht Schwanzwirbeln. Von den acht Rippenpaaren ist das vorderste verkümmert und wie das zweite falsch und ohne Fortsätze oder Rippenknochen. Der obere Armknochen ist marklos und luftführend; außer ihm besitzt nur noch das Brustbein ein gewisses Luftfüllungsvermögen. Die Zunge ist kurz, breit, flach, in der Mitte etwas gefurcht, vorn wenig spitzig gehalten; der Seitenrand derselben ist sanft auswärts, der Hinterrand einwärts gebogen, jener hinterwärts, dieser überhaupt mit Zähnchen besetzt. Der Magen ist schwachmuskelig; die Blinddärme sind klein und kurz.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Fünfter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Zweiter Band: Raubvögel, Sperlingsvögel und Girrvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 526.
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