Wagner, Rudolph

[1798] Wagner, Rudolph, berühmter Physiolog und Naturhistoriker, geb. zu Bayreuth 30. Juli 1805, studierte seit 1822 zu Erlangen, seit 1824 zu Würzburg, promovierte hier 1826, besuchte 1827 Paris, wo er durch Cuvier für die vergleich. Anat. gewonnen wurde, bereiste darauf zu wissenschaftl. Zwecken die Küsten der Normandie und des Mittelmeers, speziell um an niederen Tieren Forschungen anzustellen, studierte 1828 die geognost. Verhältnisse in Cagliari, verweilte in demselben Jahre zu München, habilitierte sich 1829 in Erlangen als Privatdozent mit der Abhandlung: »De anatomiae, praesertim pathologicae, et physiologiae tractandae ratione comment.« (Nürnberg), nachdem er vorher daselbst Prosektor geworden war, bereiste 1832 Triest, wurde dann a. o., 1833 ord. Prof. der Zoologie und ging[1798] 1840 an Blumenbach's Stelle als Prof. der Physiol., vergl. Anat. und Zoologie nach Göttingen, wo er 13. Mai 1864 starb. W.'s Name ist besonders verknüpft mit dem von ihm herausgegebenen »Handwörterbuch der Physiologie mit Rücksicht auf physiologische Pathologie« (Braunschweig 1842 bis 53). Ausserdem ist er der Entdecker des Keimflecks im Ei des Menschen. Von seinen sonstigen grossen Arbeiten sind hervorzuheben: »Icones physiologicae. Erläuterungstafeln zur Physiologie und Entwicklungsgeschichte« (Lat. u. deutsch, Ib. 1839; neu bearb. von Alex. Ecker, 1851 bis 56) – »Lehrb. der Physiol.« (Ib. 1839; 4. Aufl., herausgegeben von Funke, Ib. 1854 bis 57) – »Grundriss der Encyklop. und Methodol. der med. Wissenschaften nach geschichtl. Ansicht« (Erlangen 1838) – »Ueber das Vorhandensein bisher unbekannter eigenthümlicher Tastkörperchen (Corpuscula tactus) in den Gefühlswärzchen der menschl. Haut u.s.w.« (zus. mit G. Meissner, 1852) – »Neurol. Untersuchungen« (Göttingen 1853 bis 54). Letztgenannte Schrift, die aus Studien über den Zitterrochen hervorging, sowie spätere »Forschungen über Nerven-Physiol. mit Rücksicht auf Psychol.« und die Schriften: »Menschenschöpfung und Seelensubstanz« (Göttingen 1854) – »Ueber Wissen und Glauben« (Ib. 1854) – »Der Kampf um die Seele vom Standpunkt der Wissenschaft« (Ib. 1857) führten bekanntlich wegen des ausgesprochen spiritualist. Standpunktes W.'s zu einer heftigen litter. Polemik, unter anderen namentlich mit Karl Vogt. Zu erwähnen sind ferner W.'s anthropol. Arbeiten. W. veranlasste 1861 eine Anthropologen-Versammlung in Göttingen, welche sich über die Messungsmethoden am menschl. Körper einigte, worüber er zus. mit v. Baer (Leipzig 1861) einen Bericht herausgab.