Fürst Khāng's Lied.1

[217] Des Oheims Sprößling hab' ich geleitet

Wol über den Wéi gen Norden hinan.

Was hab' ich ihm zu Geschenk gegeben?

Zum Reisewagen ein Fuchsgespann.


Des Oheims Sprößling hab' ich geleitet,

Und lange bleib' ich seiner gedenk.

Was hab' ich ihm zu Geschenk gegeben?

Von köstlichen Steinen ein Gurtgehenk.

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Fürst Mŭ von Thsîn war mit einer Tochter des Fürsten Hián Tsin vermählt; ihr Sohn war Fürst Khāng, ihr Bruder Schīn-sēng war Thronfolger von Tsin. Lî-kī, ein begünstigtes Nebenweib des Fürsten Hián, brachte Schīn-sēng bei diesem in Verdacht, er habe ihn vergiften wollen, und verzweifelnd unter der Last dieses Verdachts, erhängte sich Schīn-sēng. Seine beiden Söhne Tschhûng-öll und Jî-ngû flüchteten in's Ausland. Fürst Mŭ nahm den ersteren bei sich auf. Fürst Khāng, zu der Zeit Thronfolger, geleitete ihn hernach nordwärts über den Wéi, und machte dieses Lied. Übrigens gelangte Tschhûng-öll später nach mancherlei Zwischenfällen unter dem Namen Fürst Wên auf den Thron von Tsín, wo er eine große Rolle spielte.

Quelle:
Schī-kīng. Heidelberg 1880, S. 217-218.
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