Zweites Brâhmaṇam.

[862] Als Sudhâ2, die Stadt des Indra, von allen Seiten durch die Asura's bestürmt wurde, da fürchteten sich die Götter und sprachen: »Wer wird diese Asura's überwinden?« Da sprachen[862] sie zu dem Om-Laute, dem Erstgebornen des Brahman: »Du bist unter uns der Mächtigste; lass uns durch dich die Asura's überwinden!« – »Was wird mein Lohn sein?« sprach er. – Sie sprachen: »Was forderst du?« – Der Praṇava sprach: »Dass sie, ohne mich vorher ausgesprochen zu haben, den Veda nicht studieren; und dass, wenn sie nicht mich vorher aussprechen, das Vedastudium keine Frucht bringe!« – »So sei es«, sprachen sie. Da griffen die Götter von dem Orte, wo das Opfer war, von Norden her (oben S. 131, Anm. 2) an, sprachen »Om!« und überwanden mit Hilfe des Praṇava die Asura's.

Darum spricht man bei allen heiligen Handlungen das Wort Om, und wer es nicht weiss, der vermag die Handlung nicht zu vollbringen; wer es aber weiss, der hat die Veden in der Gewalt. Darum, wenn man es ausspricht beim Beginn des Ṛigveda, so ist es der Ṛigveda; des Yajurveda, der Yajurveda; des Sâmaveda, der Sâmaveda. Und bei jedem Werke, dass man den Praṇava zu Anfang ausspricht, das ist die Gestalt desselben, – die Gestalt desselben.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 862-863.
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