4.

[822] Vgl. Jâbâla-Up. 2, oben S. 708.


Da sprach Atri zu ihm: Yâjñavalkya! Jenen unendlichen, unoffenbaren Âtman, wie kann ich den erkennen? – Und Yâjñavalkya sprach: Jener unvergängliche, unendliche, unoffenbare, vollkommene Wonne als einzigen Geschmack habende,[822] geistige Âtman, – dieser unendliche, unoffenbare Âtman, der ist in Avimuktam befindlich. – Aber wo ist dieser Avimukta-Ort zu suchen? – Er ist zu suchen zwischen der Varaṇâ und der Nâsî. – Aber was ist die Varaṇâ und was die Nâsî? – Weil sie alle von den Leibesorganen begangenen Fehler [vom Âtman] fern hält (vârayati), darum heisst sie Varaṇâ; weil sie alle von den Leibesorganen begangenen Sünden vernichtet (nâçayati), darum heisst sie Nâsî. – Aber wo ist der Ort jenes Avimuktam? – Es ist der Verbindungsort zwischen Augenbrauen und Nase. Denn dieser ist der Verbindungsort zwischen der Himmelswelt und der höchsten Welt [des Âtman]. Darum verehren die Brahmankenner diesen Verbindungsort als die Verbindungszeit (Dämmerung). Denn in Avimuktam, so wissen sie, soll man ihn [den Âtman] verehren. Der bekundet sein Wissen als avimuktam (unverlierbar), wer dieses also weiss.

Und weiter sprach zu ihm von selbst (ungefragt) Yâjñavalkya:


In Kâçi murmelte Râma's

Spruch, der den Stier als Banner hat (Çiva),

Durch tausend Manu-Weltalter

Mit Ehrung, Opfer und Gebet.


Da sprach, dadurch erfreut, Râma,

Der heilige, zum Ça kara (Çiva):

Du magst, was du dir wünschst, wählen,

Ich gebe es dir, höchster Gott!


Da bat den aus Sein, Wonne und Denken bestehenden Râma der Gott:


Wer im Maṇikarṇî-Teiche,

Meinem Tempel, am Gangesstrand

Stirbt, den lasse erlöst werden!

Weiter bleibt mir zu wünschen nichts.


Da sprach der erhabene Râma:


Wer dort in deinem Reich, Gottherr,

Wo immer auch es sei, verstirbt,

Sei es ein Wurm nur, ein Käfer,

Der nur werde erlöst sogleich.
[823]

Ich selbst werde in Steinbildern

Immer dort gegenwärtig sein,

Zu wirken aller Erlösung

In Avimuktam, deinem Reich.


Und wer durch meinen Spruch gläubig

Mich dort verehrt, den sprech' ich frei

Von allen Sünden, nicht sorge,

Und wär' es selbst Brahmanenmord.


Wem meinen Spruch in sechs Silben

Du oder Brahman offenbarst,

Der sei erlöst bei Lebzeiten

Und gehe ein erlöst zu mir.


Wenn einem, selbst noch im Sterben,

Du meinen Spruch ins rechte Ohr

Einflüsterst, wer er auch sein mag,

Der soll erlöst, o Çiva, sein!


Wer also das von Çrî-Râmacandra genannte Avimuktam schaut, der vernichtet dadurch die aus früheren Geburten ihm anhaftenden Sünden.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 822-824.
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