Achtzehnter Khaṇḍa.

[114] Die auf Ṛigv. 10,90,3, oben S. 106, zurückgehenden vier Füsse des Brahman haben das Denken der Folgezeit mehrfach beschäftigt, ohne dass dabei immer an der ursprünglichen Anschauung (nach der ein Fuss alle Wesen, drei Füsse transzendent sind) festgehalten würde. – So an unsrer Stelle, wo in etwas nüchterner und selbstgefälliger Systematik die Verehrung des Brahman in psychologischer Hinsicht unter dem Symbol des Manas, in kosmologischer unter dem des Âkâça empfohlen wird; nach der einen Hinsicht sind Rede, Odem, Auge, Ohr, nach der andern Feuer, Wind, Sonne, Himmelsgegenden die vier Füsse des Brahman, welche dann in der üblichen Weise zueinander in Beziehung gesetzt werden, ohne dass originelle und bedeutende Anschauungen dabei zutage treten.


1. Das Manas soll man als das Brahman verehren; so in bezug auf das Selbst. Nun in bezug auf die Gottheit: den Âkâça (Äther, Raum) soll man als das Brahman [verehren]. Damit ist beides gelehrt, das in bezug auf das Selbst und das in bezug auf die Gottheit.

2. Dieses Brahman hat vier Füsse; die Rede ist ein Fuss, der Odem ein Fuss, das Auge ein Fuss, das Ohr ein Fuss; so in bezug auf das Selbst. Nun in bezug auf die Gottheit: das Feuer ist ein Fuss, der Wind ein Fuss, die Sonne ein Fuss, die Himmelsgegenden ein Fuss. Damit ist beides gelehrt, das in bezug auf das Selbst und das in bezug auf die Gottheit.

3. Die Rede ist einer der vier Füsse des Brahman; und durch das Feuer als Licht glänzt und glüht er. – Der glänzt und glüht durch Ehre, Ruhm und Brahmanenwürde, wer solches weiss.

4. Der Odem ist einer der vier Füsse des Brahman; und durch den Wind als Licht glänzt und glüht er. – Der glänzt und glüht durch Ehre, Ruhm und Brahmanenwürde, wer solches weiss.

5. Das Auge ist einer der vier Füsse des Brahman; und durch die Sonne als Licht glänzt und glüht er. – Der glänzt und glüht durch Ehre, Ruhm und Brahmanenwürde, wer solches weiss.

6. Das Ohr ist einer der vier Füsse des Brahman; und durch die Himmelsgegenden als Licht glänzt und glüht er. – Der glänzt und glüht durch Ehre, Ruhm und Brahmanenwürde, wer solches weiss.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 114-115.
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