b. Die Assimilation
§ 357

[464] Das Selbstgefühl der Einzelnheit ist aber ebenso unmittelbar ausschließend und gegen eine unorganische Natur als gegen seine äußerliche Bedingung und Material sich spannend. Indem

α) die tierische Organisation in dieser äußerlichen Beziehung unmittelbar in sich reflektiert ist, so ist dies ideelle Verhalten der theoretische Prozeß, die Sensibilität als äußerer Prozeß, und zwar als bestimmtes Gefühl, welches sich in die Vielsinnigkeit der unorganischen Natur unterscheidet.


§ 358

[464] Die Sinne und die theoretischen Prozesse sind daher 1. der Sinn der mechanischen Sphäre, – der Schwere, der Kohäsion und ihrer Veränderung, der Wärme, – das Gefühl als solches; 2. die Sinne des Gegensatzes, der besonderten Luftigkeit und der gleichfalls realisierten Neutralität des konkreten Wassers und der Gegensätze der Auflösung der konkreten Neutralität, – Geruch und Geschmack. 3. Der[465] Sinn der Idealität ist ebenfalls ein gedoppelter, insofern in ihr als abstrakter Beziehung auf sich die Besonderung, die ihr nicht fehlen kann, in zwei gleichgültige Bestimmungen auseinanderfällt: αα) der Sinn der Idealität als Manifestation des Äußerlichen für Äußerliches, des Lichtes überhaupt und näher des in der konkreten Äußerlichkeit bestimmt werdenden Lichtes, der Farbe-, und ββ) der Sinn der Manifestation der Innerlichkeit, die sich als solche in ihrer Äußerung kundgibt, des Tones, – Gesicht und Gehör.

Es ist hier die Art angegeben, wie die Dreiheit der Begriffsmomente in eine Fünfheit der Zahl nach übergeht; der allgemeinere Grund, daß dieser Übergang hier stattfindet, ist, daß der tierische Organismus die Reduktion der außereinandergefallenen unorganischen Natur in die unendliche Einheit der Subjektivität, aber in dieser zugleich ihre entwickelte Totalität ist, deren Momente, weil sie noch natürliche Subjektivität ist, besonders existieren.
[466]


§ 359

β). Der reelle Prozeß oder das praktische Verhältnis zu der unorganischen Natur beginnt mit der Diremtion in sich selbst, dem Gefühle der Äußerlichkeit als der Negation des Subjekts, welches zugleich die positive Beziehung auf sich selbst und deren Gewißheit gegen diese seine Negation ist, mit dem Gefühl des Mangels und dem Trieb, ihn aufzuheben, an welchem die Bedingung eines Erregtwerdens von außen und die darin gesetzte Negation des Subjekts in der Weise eines Objekts, gegen das jenes gespannt ist, erscheint.[468]

Nur ein Lebendiges fühlt Mangel; denn nur es ist in der Natur der Begriff, der die Einheit seiner selbst und seines bestimmten Entgegengesetzten ist. Wo eine Schranke ist, ist sie eine Negation nur für ein Drittes, für eine äußerliche Vergleichung. Mangel aber ist sie, insofern in einem ebenso das Darüberhinaussein vorhanden, der Widerspruch als solcher immanent und in ihm gesetzt ist. Ein solches, das den Widerspruch seiner selbst in sich zu haben und zu ertragen fähig ist, ist das Subjekt, dies macht seine Unendlichkeit aus. – Auch wenn von endlicher Vernunft gesprochen wird, so beweist sie, daß sie unendlich ist, eben darin, indem sie sich als endlich bestimmt; denn die Negation ist Endlichkeit, Mangel nur für das, welches das Aufgehobensein derselben, die unendliche Beziehung auf sich selbst, ist. (Vgl. § 60 Anm.) – Die Gedankenlosigkeit bleibt bei der Abstraktion der Schranke stehen und faßt im Leben, wo der Begriff selbst in die Existenz tritt, ihn ebenfalls nicht auf; sie hält sich an die Bestimmungen der Vorstellung, wie Trieb, Instinkt, Bedürfnis usf., ohne zu fragen, was denn diese Bestimmungen selbst in sich sind; die Analyse ihrer Vorstellung wird ergeben, daß sie Negationen sind, gesetzt als in der Affirmation des Subjekts selbst enthalten.

Daß für den Organismus die Bestimmung von Erregtwerden durch äußerliche Potenzen an die Stelle des Einwirkens äußerlicher Ursachen gekommen ist, ist ein wichtiger Schritt in der wahrhaften Vorstellung desselben. Es beginnt darin der Idealismus, daß überhaupt nichts eine positive Beziehung zum Lebendigen haben kann, deren Möglichkeit dieses nicht an und für sich selbst, d.h. die nicht durch den Begriff bestimmt, somit dem Subjekte schlechthin immanent wäre. Aber so unphilosophisch wie irgendein wissenschaftliches Gebraue von Reflexionsbestimmungen ist die Einführung solcher formellen und materiellen Verhältnisse in der Erregungstheorie, als lange für philosophisch gegolten haben; z.B. der ganz abstrakte[469] Gegensatz von Rezeptivität und Wirkungsvermögen, die als Faktoren in umgekehrtem Verhältnisse der Größe miteinander stehen sollen, wodurch aller in dem Organismus zu fassende Unterschied in den Formalismus bloß quantitativer Verschiedenheit, Erhöhung und Verminderung, Stärkung und Schwächung, d.h. in die höchstmögliche Begrifflosigkeit gefallen ist. Eine Theorie der Medizin, die auf diese dürren Verstandesbestimmungen gebaut ist, ist mit einem halben Dutzend Sätze vollendet, und es ist kein Wunder, wenn sie eine schnelle Ausbreitung und viele Anhänger fand. Die Veranlassung zu dieser Verwirrung lag in dem Grundirrtum, daß, nachdem das Absolute als die absolute Indifferenz des Subjektiven und Objektiven bestimmt worden war, alle Bestimmung nun nur ein quantitativer Unterschied sein sollte. Die absolute Form, der Begriff und die Lebendigkeit hat vielmehr allein die qualitative, sich an sich selbst aufhebende Differenz, die Dialektik der absoluten Entgegensetzung, zu ihrer Seele. Insofern diese wahrhafte unendliche Negativität nicht erkannt ist, kann man meinen, die absolute Identität des Lebens, wie bei Spinoza die Attribute und Modi in einem äußeren Verstand vorkommen, nicht festhalten zu können, ohne den Unterschied zu einem bloß Äußerlichen der Reflexion zu machen; womit es dem Leben an dem springenden Punkt der Selbstheit, dem Prinzipe der Selbstbewegung, Diremtion seiner selbst in sich überhaupt fehlt.

Für völlig unphilosophisch und roh-sinnlich ist ferner das Verfahren zu halten, welches an die Stelle von Begriffsbestimmungen geradezu gar den Kohlenstoff und Stickstoff, Sauer- und Wasserstoff setzte und den vorhin intensiven Unterschied nun näher zu dem Mehr oder Weniger des einen oder des anderen Stoffes, das wirksame und positive Verhältnis der äußeren Reize aber als ein Zusetzen eines mangelnden Stoffes bestimmte. In einer Asthenie z.B. einem Nervenfieber, habe im Organismus der Stickstoff[470] die Oberhand, weil das Gehirn und der Nerv überhaupt der potenzierte Stickstoff sei, indem die chemische Analyse denselben als Hauptbestandteil dieser organischen Gebilde zeigt; die Hinzusetzung des Kohlenstoffs sei hiermit indiziert, um das Gleichgewicht dieser Stoffe, die Gesundheit, wiederherzustellen. Die Mittel, welche sich gegen Nervenfieber empirischerweise wirksam gezeigt haben, werden aus eben diesem Grunde als auf die Seite des Kohlenstoffs gehörig angesehen und ein solches oberflächliches Zusammenstellen und Meinen für Konstruktion und Beweisen ausgegeben. – Das Rohe besteht darin, daß das äußerste caput mortuum, der tote Stoff, in dem die Chemie ein erstorbenes Leben zum zweiten Mal getötet hat, für das Wesen eines lebendigen Organs, ja für seinen Begriff genommen wird.

Die Unkenntnis und Mißachtung des Begriffs begründet überhaupt den bequemen Formalismus, sinnliche Materialien wie die chemischen Stoffe, ferner Verhältnisse, die der Sphäre der unorganischen Natur angehören, wie die Nord- und Südpolarität des Magnetismus oder auch den Unterschied des Magnetismus selbst und der Elektrizität, statt der Begriffsbestimmungen zu gebrauchen und das natürliche Universum auf die Weise zu begreifen und zu entwickeln, daß auf seine Sphären und Unterschiede ein aus solchem Material fertig gemachtes Schema äußerlich angeheftet wird. Es ist hierüber eine große Mannigfaltigkeit von Formen möglich, da es beliebig bleibt, die Bestimmungen, wie sie in der chemischen Sphäre z.B. erscheinen, Sauerstoff, Wasserstoff usf. für das Schema anzunehmen und sie auf Magnetismus, Mechanismus, Vegetation, Animalität usf. zu übertragen oder aber den Magnetismus, die Elektrizität, das Männliche und Weibliche, Kontraktion und Expansion usf. zu nehmen, überhaupt zu Gegensätzen jeder anderen Sphäre zu greifen und sie dann in den übrigen zu verwenden.[471]


§ 360

Das Bedürfnis ist ein bestimmtes und seine Bestimmtheit ein Moment seines allgemeinen Begriffs, obschon auf unendlich[472] mannigfaltige Weise partikularisiert. Der Trieb ist die Tätigkeit, den Mangel solcher Bestimmtheit, d.i. ihre Form, zunächst nur ein Subjektives zu sein, aufzuheben. Indem der Inhalt der Bestimmtheit ursprünglich ist, in der Tätigkeit sich erhält und durch sie nur ausgeführt wird, ist er Zweck (§ 204), und der Trieb als nur im Lebendigen ist Instinkt. Jener formelle Mangel ist die innere Erregung, deren dem Inhalte nach spezifische Bestimmtheit zugleich als eine Beziehung des Tieres auf die besonderen Individualisierungen der Natursphären erscheint.

Das Geheimnisvolle, das die Schwierigkeit, den Instinkt zu fassen, ausmachen soll, liegt allein darin, daß der Zweck nur als der innere Begriff aufgefaßt werden kann, daher bloß verständige Erklärungen und Verhältnisse sich dem Instinkte bald als unangemessen zeigen. Die gründliche Bestimmung, welche Aristoteles vom Lebendigen gefaßt hat, daß es als nach dem Zwecke wirkend zu betrachten sei, ist in neueren Zeiten beinahe verloren gewesen, bis Kant in der inneren Zweckmäßigkeit, daß das Lebendige als Selbstzweck zu betrachten sei, auf seine Weise diesen Begriff wieder erweckte. Was vornehmlich die Schwierigkeit hierüber macht, ist, daß die Zweckbeziehung gewöhnlich als äußere vorgestellt wird und die Meinung obwaltet, als ob der Zweck nur auf bewußte Weise existiere. Der Instinkt ist die auf bewußtlose Weise wirkende Zwecktätigkeit.


§ 361

Insofern das Bedürfnis ein Zusammenhang mit dem allgemeinen Mechanismus und den abstrakten Mächten der Natur[473] ist, ist der Instinkt nur als innere, nicht einmal sympathetische, Erregung (wie im Schlafen und Wachen, den klimatischen und anderen Wanderungen usf.). Aber als Verhältnis des Tiers zu seiner unorganischen, vereinzelten Natur ist er überhaupt bestimmt, und nach weiterer Partikularität ist nur ein beschränkter Umkreis der allgemeinen unorganischen Natur der seinige. Der Instinkt ist gegen sie ein praktisches Verhalten, innere Erregung mit dem Scheine einer äußerlichen Erregung verbunden, und seine Tätigkeit teils formelle teils reelle Assimilation der unorganischen Natur.
[474]


§ 362

Insofern er [der Instinkt] auf formelle Assimilation geht, bildet er seine Bestimmung in die Äußerlichkeiten ein, gibt ihnen als dem Material eine äußere dem Zwecke gemäße Form und läßt die Objektivität dieser Dinge bestehen (wie im Bauen von Nestern und anderen Lagerstätten). Aber reeller Prozeß ist er, insofern er die unorganischen Dinge vereinzelt oder sich zu den bereits vereinzelten verhält und sie mit Verzehrung derselben, Vernichtung ihrer eigentümlichen Qualitäten, assimiliert; – der Prozeß mit der Luft (Atmen und Hautprozeß), mit dem Wasser (Durst) und mit der individualisierten Erde, nämlich besonderen Gebilden derselben (Hunger). Das Leben, das Subjekt dieser Momente der Totalität, spannt sich in sich als Begriff und in die Momente als ihm äußerliche Realität und ist der fortdauernde Konflikt, in welchem es diese Äußerlichkeit überwindet. Weil das Tier, das sich hier als unmittelbar Einzelnes verhält, dies nur im einzelnen nach allen Bestimmungen der Einzelheit (dieses Orts, dieser Zeit usf.) vermag, so ist diese Realisierung seiner seinem Begriffe nicht angemessen, und es geht aus der Befriedigung fortdauernd in den Zustand des Bedürfnisses zurück.
[475]


§ 363

Die mechanische Bemächtigung des äußeren Objekts ist der Anfang; die Assimilation selbst ist das Umschlagen der Äußerlichkeit in die selbstische Einheit. Da das Tier Subjekt, einfache Negativität, ist, kann diese Assimilation weder mechanischer noch chemischer Natur sein, da in diesen Prozessen sowohl die Stoffe als die Bedingungen und die Tätigkeit äußerliche gegeneinander bleiben und der lebendigen absoluten Einheit entbehren.


§ 364

[479] Die Assimilation ist erstlich, weil das Lebendige die allgemeine Macht seiner äußerlichen, ihm entgegengesetzten Natur ist, das unmittelbare Zusammengehen des inwendig Aufgenommenen mit der Animalität; eine Infektion mit dieser und einfache Verwandlung (§ 345 Anm., § 346). Zweitens als Vermittlung ist die Assimilation Verdauung, Entgegensetzung des Subjekts gegen das Äußere, und nach dem weiteren Unterschiede als Prozeß des animalischen Wassers (des Magen- und pankreatischen Safts, animalischer Lymphe überhaupt) und des animalischen Feuers (der Galle, in welcher das Insichgekehrtsein des Organismus von seiner Konzentration aus, die es in der Milz hat, zum Fürsichsein und zur tätigen Verzehrung bestimmt ist); – Prozesse, die ebenso aber partikularisierte Infektionen sind.


§ 365

Dieses Einlassen mit dem Äußeren, die Erregung und der Prozeß selbst, hat aber gegen die Allgemeinheit und einfache Beziehung des Lebendigen auf sich gleichfalls die Bestimmung der Äußerlichkeit, dies Einlassen selbst macht also eigentlich das Objekt und das Negative gegen die Subjektivität des Organismus aus, das er zu überwinden und zu verdauen hat. Diese Verkehrung der Ansicht ist das Prinzip der[480] Reflexion des Organismus in sich; die Rückkehr in sich ist die Negation seiner nach außen gerichteten Tätigkeit. Sie hat die doppelte Bestimmung, daß er seine mit der Äußerlichkeit des Objekts in Konflikt gesetzte Tätigkeit von sich einerseits exzerniert, andererseits, als unmittelbar identisch mit dieser Tätigkeit für sich geworden, in diesem Mittel sich reproduziert hat. Der nach außen gehende Prozeß wird so in den ersten formellen der einfachen Reproduktion aus sich selbst, in das Zusammenschließen seiner mit sich, verwandelt.

Das Hauptmoment in der Verdauung ist die unmittelbare Wirkung des Lebens, als der Macht über sein unorganisches Objekt, das es sich nur insofern als seinen erregenden Reiz voraussetzt, als es an sich identisch mit ihm, aber zugleich dessen Idealität und Fürsichsein ist. Diese Wirkung ist Infektion und unmittelbare Verwandlung; ihr entspricht die in der Exposition der Zwecktätigkeit aufgezeigte unmittelbare Bemächtigung des Objekts (§ 208). – Spallanzanis und anderer Versuche und die neuere Physiologie haben diese Unmittelbarkeit, mit der das Lebendige als Allgemeines ohne weitere Vermittlung, durch seine bloße Berührung und durch Aufnehmen des Nahrungsmittels in seine Wärme und Sphäre überhaupt, sich in dasselbe kontinuiert, auch empirisch erwiesen und dem Begriffe gemäß aufgezeigt, – gegen die Vorstellung eines bloß mechanischen, erdichteten Aus– und Absondern! schon fertiger, brauchbarer Teile sowie eines chemischen Prozesses. Die Untersuchungen der vermittelnden Aktionen aber haben bestimmtere Momente dieser Verwandlung (wie sich z.B. bei vegetabilischen Stoffen eine Reihe von Gärungen darstellt) nicht ergeben. Es ist im Gegenteil z.B. gezeigt worden, daß schon vom Magen aus vieles in die Masse der Säfte übergeht, ohne die übrigen[481] Stufen der Vermittlung durchzugehen zu haben, daß der pankreatische Saft weiter nichts als Speichel ist und die Pankreas wohl entbehrt werden könne, usf. Das letzte Produkt, der Chylus, den der Brustgang aufnimmt und ins Blut ergießt, ist dieselbe Lymphe, welche von jedem einzelnen Eingeweide und Organe exzerniert, von der Haut und dem lymphatischen Systeme im unmittelbaren Prozesse der Verwandlung allenthalben gewonnen wird und die allenthalben schon bereitet ist. Die niedrigen Tierorganisationen, die ohnehin nichts als eine zum häutigen Punkte oder Röhrchen – einem einfachen Darmkanal – geronnene Lymphe sind, gehen nicht über diese unmittelbare Verwandlung hinaus. Der vermittelte Verdauungsprozeß, in den höheren Tierorganisationen, ist in Rücksicht auf sein eigentümliches Produkt ein eben-solcher Überfluß als bei Pflanzen ihre durch sogenannte Geschlechtsdifferenz vermittelte Samenerzeugung. – Die faeces zeigen, besonders bei Kindern, bei denen die Vermehrung der Materie doch am meisten hervorsticht, häufig den größten Teil der Nahrungsmittel unverändert, vornehmlich mit tierischen Stoffen, der Galle, Phosphor und dergleichen vermischt, und als die Hauptwirkung des Organismus, diese seine eigenen Produktionen zu überwinden und wegzuschaffen. – Der Schluß des Organismus ist darum nicht der Schluß der äußeren Zweckmäßigkeit, weil er nicht dabei stehenbleibt, seine Tätigkeit und Form gegen das äußere Objekt zu richten, sondern diesen Prozeß, der wegen seiner Äußerlichkeit auf dem Sprunge steht, mechanisch und chemisch zu werden, selbst zum Objekt macht. Dies Verhalten ist als die zweite Prämisse im allgemeinen Schlüsse der Zwecktätigkeit exponiert worden (§ 209). – Der Organismus ist ein Zusammengehen seiner mit sich selbst in seinem äußeren Prozeß; er nimmt und gewinnt aus ihm nichts als den Chylus, jene[482] seine allgemeine Animalisation, und ist so als fürsichseiender lebendiger Begriff ebensosehr disjunktive Tätigkeit, welche diesen Prozeß von sich wegschafft, von seinem Zorne gegen das Objekt, dieser einseitigen Subjektivität abstrahiert und dadurch das für sich wird, was er an sich ist – subjektive, nicht neutrale, Identität seines Begriffs und seiner Realität –, so das Ende und Produkt seiner Tätigkeit als das findet, was er schon von Anfang und ursprünglich ist. Hierdurch ist die Befriedigung vernünftig; der in die äußere Differenz gehende Prozeß schlägt in den Prozeß des Organismus mit sich selbst um, und das Resultat ist nicht die bloße Hervorbringung eines Mittels, sondern des Zwecks, Zusammenschließen mit sich.
[483]

§ 366

Durch den Prozeß mit der äußeren Natur gibt das Tier der Gewißheit seiner selbst, seinem subjektiven Begriff, die Wahrheit, Objektivität, als einzelnes Individuum. Diese Produktion seiner ist so Selbsterhaltung oder Reproduktion; aber ferner an sich ist die Subjektivität, Produkt geworden, zugleich als unmittelbare aufgehoben; der Begriff, so mit sich selbst zusammengegangen, ist bestimmt als konkretes Allgemeines, Gattung, die in Verhältnis und Prozeß mit der Einzelheit der Subjektivität tritt.[497]

Quelle:
Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Werke. Band 9, Frankfurt a. M. 1979, S. 464-476,479-484,497-498.
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